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Ann ist eine berühmte Opernsängerin, Henry ein polarisierender Stand-Up Comedian. So unterschiedlich die beiden sind, so tief ist ihre Liebe. Als mediengefeiertes Star-Pärchen brausen sie durch die Häuserschluchten von Los Angeles, an blendenden Leuchtreklamen vorbei, und singen „we love each other so much“ in ihrem idyllischen Strandhaus. Doch die Geburt ihres ersten Kindes Annette, eines geheimnisvollen Mädchens mit einem außergewöhnlichen Schicksal, wird ihr Leben auf den Kopf stellen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Neun lange Jahre sind ins Land gezogen, seit Leos Carax den gleichsam irritierenden wie faszinierenden Holy Motors in Cannes präsentierte. Gemeinhin heißt es ja, dass man die Dinge, die man hatte, oft erst zu schätzen lernt, wenn man sie verliert. Mit Leos Carax und Annette verhält es sich hingegen umgekehrt. In all diesen Jahren konnten wir uns vorstellen, dass das, was da kommen würde, uns abermals so ins Staunen versetzen würde, wie seine vorangegangenen Meisterwerke. Doch nach der Sichtung Annettes ist man geneigt zu sagen, dass es dann auch gern noch etwas länger hätte dauern dürfen. Dabei war die Ausgangslage so vielversprechend: Ein Musical mit Adam Driver (Marriage Story) und Marion Cotillard (Zwei Tage, eine Nacht) in den Hauptrollen, dazu noch die belgische Popsängerin Angèle, die sich innerhalb der letzten Jahre im frankophonen Raum eine Ausnahmestellung erarbeitet hat und auf den letzten Metern noch dem Cast anschloss. Und tatsächlich setzt Carax' neuer Film genau so ein, wie man es sich nur hätte wünschen können. In einer fulminanten Eröffnungssequenz, in der Carax, wie schon in Holy Motors, selbst in Erscheinung tritt und sich als Mastermind seines Tonstudios inszeniert, dirigiert er seine Equippe um Adam Driver, Marion Cotillard und dem Scenestealer Simon Helberg (A Serious Man) aus dem Hintergrund heraus und führt sie an den Ort, der schon immer die eigentliche Bühne in Carax' Œuvre darstellte — die Straße.

Seit jeher war es nämlich dieser scheinbare Kontrast, das Changieren zwischen Oper und Gossentheater, das Carax wie vermutlich niemand im Weltkino zu zelebrieren weiß. Sich nicht um die traditionelle Polarisierung dieser Unterhaltungsformen scherend, erkennt er stattdessen die Schnittstellen zwischen ihnen und erklärt diese zu einer neuen, radikal offenen Form. Auf diese Weise stilisierte er 1991 die sich im Umbau befindliche Brücke von Pont Neuf in Paris zu einer großen Bühne. Die Szenerie schwenkte hin und her zwischen der Nachtbusfahrt einer Obdachloseninitiative und dem unbemerkten, nächtlichen Besuch im Louvre - dank des mysteriösen alten Mannes, mit Hilfe dessen Schlüsselbundes sich alle Türen und Pforten der französischen Hauptstadt öffnen lassen. Doch wo sich in diesen Filmen Frage an Frage rankte, ja während Carax in Holy Motors selbst die geheimnisvolle Tür öffnete, die ihn ins Kino führte, so hat er sich in Annette von der fragenden Haltung weitgehend verabschiedet. Beinahe scheint es so, als habe er sich dieses Mal vorgenommen zu zeigen, statt zu entdecken, zu antworten, statt Fragen zu stellen. Es ist wahrscheinlich diesem Umstand geschuldet, dass die Überforderung ausbleibt, wenn der Abspann Annettes einsetzt, dass die Fragen nicht der Rede Wert sind, die wenn sie sich gegen Ende überhaupt stellen sollten.

Denn letztlich scheint sich alles doch so darzustellen, wie wir es sehen können. Der von Adam Driver porträtierte Stand-up-Comedian Henry McHenry befindet sich wie seine frisch Verlobte Ann (Marion Cotillard) auf dem Gipfel der eigenen Schaffenskraft. Während der eine die kleinen Bühnen Los Angeles‘ mit einer ironisch-gebrochenen Comedy-Performance in grünem Bademantel begeistert, der an eine Episode aus Holy Motors referiert, füllt Ann die Opernsäle der Nation, am Piano begleitet von ihrem langjährigen Freund (Simon Helberg), der lediglich als The Conductor bezeichnet wird. Als sich der Film mit der Geburt der sonderbaren und titelgebenden Annette (Devyn McDowell) noch einmal eine einer Carax-typischen Skurillität versucht, kommen diese Versuche nicht über handzame Ideen hinaus. Der Musical-Aspekt des Filmes verstärkt bisweilen die Stärken des Selbigen, so zum Beispiel, wenn die Eröffnungssequenz, ganz im Stile eines Filmtrailers, die Erwartungshaltung an die verbleibenden 130 Minuten in die Höhe schrauben. Ähnlich verhält es sich den frühen Ausschnitten aus Henrys Bühnenprogramm, die von der Musical-Form profitiert und eine unwirkliche Symbiose zwischen Publikum und Henry herstellt. Gleichzeitig ist damit aber auch das größte Manko des Filmes beschrieben.

Die Filme von Leos Carax, das waren ja immer schon Musicals. Man denke nur an das überbordernde Feuerwerk Die Liebenden von Pont-Neuf, das maßgeblich zu den finanziellen Schwierigkeiten beitrug, die die Fertigstellung des Filmes begleiteteten. Unvergessen bleibt auch die Gesangseinlage Kylie Minogues in Holy Motors. Die Chancen stehen indes schlecht, dass wir uns in wenigen Monaten auch nur an eines der Stücke aus Annette erinnern werden. Abgesehen davon, dass der überwiegende Teil der musikalischen Darbietungen es schlicht versäumt, an die Höhen des Genres heranzureichen, erscheint es fast so, als habe sich Carax unnötigerweise in ein Korsett zu pressen versucht, das die Visionen des französischen Auteurs nicht zu bekleiden weiß. Wenige Fragen, die Carax in Annette aufwirft, wirken originell. Wo die Hinterfragung von Originalität und Authentizität sowie der Geschichten, die wir uns und unseren Mitmenschen erzählen, um uns unserer selbst zu vergewissen, noch recht reizvoll daherkommt, wirkt das Sujet des globalen Starkults, der um „Baby Annette“ entsteht, als sich diese als Erbin der Stimme ihrer Mutter erweist, hoffnungslos abgestanden, schal. Carax‘ Genderinversion, Adam Driver und nicht Cotillard zum Sexsymbol zu stilisieren, verliert sich ebenso im Sande wie die Bezüge zu seiner eigenen Person, wenn Henry gegen Ende des Filmes, nachdem einige seiner vergangen schließlich Missetaten ans Licht gelangen, dem Regisseur zur Verwechslung ähnlich sieht, mit kurzen, angegrauten Haaren und gespaltenem Oberlippenbart. Allerdings fehlt Carax hier der Mut oder der Wille, dieses Thema weiter herauszuarbeiten. Es bleibt, wie so viele Elemente in Annette, nur loses Stückwerk.

Fazit

Neun Jahre hat sich Carax mit der Realisierung von "Annette" Zeit gelassen. Die Enttäuschung könnte angesichts seines vorangegangenen Werkes kaum größer sein. Wo sich das Musical-Genre als große Chance anbot, das erwartete Carax-Spektakel auf eine neue Sprache zu übersetzen, wirkt das Experiment stattdessen zefahren, unfertig und letztlich wie eine vertane Gelegenheit.

Kritik: Patrick Fey

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