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Arthur Curry alias Aquaman (Jason Momoa), Sohn des Menschen Tom Curry und Atlanna, einer Bewohnerin von Atlantis, muss seinen Halbbruder Orm (Patrick Wilson) davon abhalten, einen Krieg gegen die Menschheit zu beginnen. Um ihn aufzuhalten, begibt er sich mit Mera (Amber Heard) auf die Suche nach dem verschollenen Dreizack von Poseidon...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das Aufholspiel des DC Extended Universe mit Konkurrenzunternehmen Marvel zu verfolgen, ist im Zeitalter unzähliger Superheldenabenteuer längst zum spannenderen Spektakel als die Filme selbst geworden. Mit der positiven Zuschauer- und Kritikerrezeption von Patty Jenkins' Wonder Woman schien das in Eile und ohne filmübergreifende Planung hochgezogene "shared universe" der DC-Comichelden endlich Fuß gefasst zu haben, der aus Angst vor weiteren Zuschauerverlusten verunstaltete Justice League dagegen schien sowohl Neuankömmlinge als auch eingeschworene Fans der finsteren Vision Zack Snyders (Man of Steel, Batman v Superman: Dawn of Justice) zu verjagen - und die Voraussetzungen für eine langjährige Erfolgsreihe just in dem Augenblick wieder einzustampfen, in dem sie ihre ersten Knospen ausgeschlagen hatten.

Mit Aquaman reiht sich nun ein weiterer Film in dieses ästhetisch wie qualitativ sehr unebene Universum ein, das mit dem mittlerweile sechsten Beitrag noch immer keine uniforme Inszenierungs- oder Erzählstrategie für seine Helden gefunden hat (was, im positiven Sinne, an die nicht weniger chaotische, weil noch nicht standardisierte Phase 1 des Marvel Cinematic Universe erinnert). James Wan, der selbst seine Horrorfilme mittlerweile als Actionfilme inszeniert, zieht in seinem Superheldeneinstand dementsprechend alle Register, die ihm zur Verfügung stehen. Erzählerisch mag Aquaman die ermüdenden Schemata vieler "origin stories" bedienen, der abseits davon zelebrierte Gigantismus aber lädt tatsächlich mal wieder zum Staunen ein.

Die Filme des DCEU tun weiterhin gut daran, in Bilderwelten vorzustoßen, die sich in ihrer digitalen Eigenwilligkeit mehr in Gefilden teuren Edeltrashs als am Standard des modernen Blockbusterkinos bewegen. In den fluoreszierenden Weiten und schillernden Hallen des Unterwasserkönigreichs Atlantis, durch die silbriges Sci-Fi-Gefährt und allerlei mobilisierte Meereskreaturen strömen, erschaffen die Effektkünstler des Films eine Welt, die vom ersten Anblick an vom Exzess zeugt, den Wan im Folgenden zu entfesseln gedenkt. Die Stärke der DCEU-Beiträge scheint mittlerweile darin gefunden, den gestalterischen Einfallsreichtum der ihnen zugrunde liegenden Comicbücher, samt Idiosynkrasie und Idiotismus, ohne einen Hauch von Scham ins Medium Film zu übersetzen.

Man muss in seinem Leben kein Comicbuch aufgeschlagen haben, um zu fühlen, dass sich dieser Film der ästhetischen Logik seiner Vorlage(n) voll und ganz verschrieben hat. Immer weiter verdichtet sich Aquaman zu einem faszinierenden Rausch digitaler Spektakelbilder, der sich als resistent gegen üblen Plot-Schematismus, unzählige Rohrkrepierer und das blasse Figurenensemble erweist. Die protzigen, fast schon unverschämten Größenverhältnisse, in denen der Film in seinem Finale angelangt, ergeben sich nur folgerichtig aus dem stetigen Drang zur Grenzüberschreitung; dem Drang immer noch größere, buntere und spektakulärere Bilder für dieses überlange Abenteuer (Laufzeit: 143 Minuten) zu finden.

Entlang des Weges hat Aquaman dabei wenig Neues zu erzählen. Die Erwartung auf die Schlusseinstellung drängt sich nach dem Prolog geradezu auf, dazwischen müssen epische Heldenmythen aufgekocht und ein Shakespearscher Bruderzwist ausgefochten werden (letzterer ist übrigens nur eine der vielen Parallelen zu Kenneth BranaghsThor). Seinen Humor findet der Film dabei weniger in den lieblosen Witzeleien zwischen Arthur und Atlantis-Amazone Mera (trotz leuchtend roter Haare sehr farblos: Amber Heard), sondern in der Ernsthaftigkeit, mit der er seinem üppigen Pathos begegnet. Letzerer ersetzt den ironischen Bruch weitestgehend und generiert einen eigenwilligeren Humor, den diese Welt in ihren pompösen Bilderwelten und durchgeknallten Story-Abzweigungen tief verinnerlicht hat.

Aquaman-Darsteller Jason Momoa fügt sich hübsch in dieses Konzept ein, indem er seinen trinkfesten Superhelden nicht in Richtung Zuschauerraum zwinkern lässt, sondern als unbekümmerten, leicht zu begeisternden Grobian zum Liebhaben spielt. Als tapsiger Muskelprotz mit peinlichen One-Linern auf den Lippen mimt Momoa hier relativ selbstsicher das DC-Äquivalent zu Marvels nordischem Donnergott, dessen charmante Ausstrahlungskraft er allerdings nie erreicht. Im Wust digitaler Wundertaten fällt es der Besetzung allgemein schwer, große Akzente zu setzen: Patrick Wilson darf als intriganter Halbbruder viel brüllen und böse gucken, Willem Dafoe in der Mentorrolle nur erklären, Randall Park in einem Mini-Auftritt immerhin etwas chargieren.

Fazit

James Wan badet das DC Extended Universe in einem Exzess, den es seit der Städtezerstörung seines Auftakts nicht mehr gesehen hat. Freigemacht vom verschämten Herumdrucksen um alberne Comicvorlagen präsentiert sich "Aquaman" als bildgewaltiges, geradezu unverschämt ausuferndes Effektspektakel zwischen standardisiertem Superheldenfilm und bizarrer Edeltrash-Sause. Nicht der beste, aber zumindest der wildeste Blockbuster des Jahres - vorausgesetzt man kommt mit ihm auf eine Wellenlänge.

Kritik: Nikolas Friedrich

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