Justice League ist in vielerlei Hinsicht interessant. Da wäre zum einen die Tatsache, dass hier erstmals Jason Momoa als Aquaman, Ezra Miller als Flash und Ray Fisher als Cyborg wirklich in Aktion treten dürfen und damit mehr zu tun bekommen, als einen Cameo zu absolvieren. Wie werden sich die neuen Superhelden schlagen ist aber nicht die größte Frage, die über dem Projekt in großen, leuchtenden Lettern prangert. Ebenso gewichtige Fragezeichen ergeben sich aus dem Erfolg von Wonder Woman. Der Film von Regisseurin Patty Jenkins brachte etwas in das DC Extended Universe, was viele vermissten: Optimismus und Spaß. Das machte aus dem Film den mittlerweile erfolgreichsten Vertreter des DCEU, doch bleibt diese helle Formel dem Amazonen-Solofilm vorbehalten?
Die letzte und vermutlich wohl auch spannendste Frage ist aber gewiss folgende: Wird man den Ausstieg von Regisseur, Co-Autor und Mit-Produzent Zack Snyder bemerken? Zur Erinnerung: Nach einer familiären Tragödie stiegen Snyder und seine Frau, die Produzentin Deborah Snyder, beim DCEU aus (mehr dazu hier). Joss Whedon, der große Teile der Verantwortung dafür trägt, dass das Marvel Cinematic Universe so erfolgreich ist, übernahm seinen Posten bei den Nachdrehs. Ach ja, so viele Fragen. Fangen wir am besten von vorne an.
Der erste Akt von Justice League konzentriert sich vornehmlich darauf, ein Set-Up zu bilden sowie die bislang eher im Schatten gehaltenen Helden vorzustellen. Dies geschieht zwar sehr sprunghaft und Kenner der Charaktere werden gewiss diverse Feinheiten vermissen, im Großen und Ganzen gelingt die Vorstellungsrunde aber problemlos, auch wenn der Film ein recht hohes Tempo an den Tag legt und so mancher Storyanteil von jetzt auf gleich an Bedeutung und Wichtigkeit verliert. Dabei wirkt das Narrativ aber niemals gehetzt, sondern fokussiert sich einfach nur auf das Wesentliche. Es ist also sehr gut möglich auch ohne Überlänge eine Superhelden-Gruppe zu formieren.
Ebenfalls schön: Obwohl Batman und Wonder Woman klar die aktiven Helden sind, die am markantesten für das DCEU stehen, gönnt sich Justice League durchaus die Verve und lässt Aquaman, Cyborg und Flash immer wieder auftrumpfen. Dabei erhält jeder eine charakterliche Eigenheit: Der Mann aus dem Wasser erfüllt mit Leichtigkeit das Klischee des kernigen und kantigen Kämpfers, Cyborg hadert mit seinem Schicksal und hat für Scherze nicht viel übrig und Barry Allen alias The Flash darf als leicht naiver und neurotischer Spaßvogel dafür sorgen, dass die Gerechtigkeitsliga auch dann Pointen findet, wenn die Situation aussichtslos erscheint. Aber keine Angst: Flash ist kein bloßer comic relief. Justice League nimmt jeden seiner Helden ernst, ohne sich selbst dabei all zu wichtig zu nehmen.
Ohne Zweifel, der Einfluss von Joss Whedon ist spürbar, aber er übertüncht den Film nicht. Tatsächlich ist es so, dass sich die Stile von Synder und Whedon teilweise formidabel ergänzen. Wo Man of Steel und Batman v Superman: Dawn of Justice schwer ächzten am Eigengewicht des Pathos und des andauernden Pessimismus, erlaubt sich Justice League immer wieder etwas Licht in die Dunkelheit einfließen zu lassen. So bleibt Snyder sich und seiner Inszenierung treu und dennoch wandelt sich etwas im DCEU. Nachdem Wonder Woman den Beweis erbrachte, dass man das DCEU nicht so schnell abhaken sollte, könnte Justice League nun ein weiterer Wegweiser in eine bessere Zukunft sein.
Trotzdem läuft nicht alles perfekt im Film. Die Story ist so flach wie gewöhnlich für einen Superheldenfilm. Mal wieder geht es um mystische Würfel, die hier nicht AllSpark, Tesseract oder Infinity Steine heißen, sondern Motherboxes. Hinter denen ist der Bösewicht Steppenwolf her, der leider wie die meisten Widersacher heutiger Comic-Blockbuster ungefähr so interessant ist, wie ein Feuerwerk am helllichten Tag. Dazu entschied man sich die Figur gänzlich am Rechner zu erstellen und dies ist mehr schlecht als recht gelungen. Wenn Steppenwolf die Bühne betritt, dann grüßt neben dem drohenden Weltuntergang auch immer das Uncanny Valley. Bedauerlicherweise gibt es neben dem Schurken noch einige Bilder, die sichtlich mit Greenscreen und Hochleistungsrechnern erstellt wurden. Eine Produktion dieser Größenordnung hätte da schon etwas mehr bieten können.
Derweil erweisen sich die Actionszenen als nicht mehr so großspurig wie sonst. Keine Sorge, noch immer wird der Asphalt aufgerissen, fallen Gebäude in sich zusammen und werden Körper mit Leichtigkeit gegen Wände und Säulen geklatscht, aber die Action wirkt etwas konzentrierter, allerdings fehlt ihr auch die wohltuende Härte eines Dawn of Justice. Man kann halt nicht alles haben. Insgesamt macht Justice League in Sachen Action nicht viel verkehrt und auch hier kommt es dem Film zugute, dass immer wieder Pointen eingestreut werden, die aber niemals aufgesetzt wirken. Der Humor des Films ist stets passend und homogen.
Was es sonst noch zu bemängeln gibt: Das Drehbuch und so einige Szenen können auch schon mal Kopfschütteln und/oder Schulterzucken verursachen. Dafür gelingt es Snyder aber endlich, Freude in seinem DCEU zu zulassen. Die Freude, wenn man bemerkt, dass einem das zusammengestellte Team nicht egal ist. Freude daran, wenn die Geschichte sich kurz Zeit nimmt mit etwas Amüsement ihre Schwere etwas zu erleichtern. Freude daran, einfach ein unkompliziertes Spektakel genießen zu können, dass einem nicht vormacht, es wäre tiefgründig. Justice League ist ein Film voller Fehler, aber eben auch ein Film der Freude, der eines klar macht: Wir brauchen einen The Flash-Film.
Zum Schluss noch etwas zu den Abspannszenen: Ja, es gibt sie und jeder der Fan des DCEU ist, sollte wirklich bis zum Ende der Credits sitzen bleiben. Denn ist die erste Abspannszene eigentlich nur ein finaler Gag (der wirklich gelungen ist), stellt die letzte klar die Weichen für den Teil 2 der Justice League. Dann könnte es sogar endlich so sein, dass sie es mit einer Gefahr zu tun bekommt, die mehr zu bieten hat als Steppenwolf.