Inhalt
Brands Reise vom Drogen-Junkie, selbst-ernannten Narzissten und Hollywood-Star auf der Überholspur zu seiner aktuellen, unerwarteten Rolle des politischen Aktivisten und neuentdeckten Helden für die Schwachen und Benachteiligten. Kritisiert für seinen selbstsüchtigen Egoismus, steckt er die Welt allerdings mit seinem Wahnsinn an und ruft zur Revolution auf. Diesem Weg folgt er voller Courage und ohne Ehrfurcht und mobilisiert dabei eine neue Generation von Aktivisten gegen die ständig wachsende Konsumgesellschaft. Kann Brand sich gegen die laute Kritik des Systems, was ihn geschaffen hat, erheben? Beweist er die Stärke, Widerstandsfähigkeit und Hingabe, um dem Kampf langfristig standzuhalten? Wird er das wahre Glück finden, welches ihm seit seiner Kindheit verwehrt blieb? Die Dokumentation nimmt den Zuschauer mit hinter die Kulissen und ermöglicht einen intimen Blick auf den unbändigen, vielschichtigen Mann.
Kritik
Der Name Russell Brand steht schon lange für unorganisiertes (und manchmal auch klar organisiertes) Chaos. Mehr noch: Für ein wahres Medien-Phänomen, welches zum einen scheinbar keinerlei Grenzen kennt, zum anderen aber auch gerne so laut wie möglich versucht für das Richtige einzustehen. Daher stellt sich schnell die Frage, ob Brand nicht an sich ein komplettes Kunstkonzept ist. Eines welches Konventionen sprengen möchte und aufrütteln will. Zum nachdenken anregt und provoziert. Kurzum: Brand ist ein verrückter, destruktiver, offensiver, gutherziger, manchmal naiver und absolut wandelbarer Geist unserer Zeit. Ein Aktivist und Schauspieler, Musiker und Entertainer, Autor und Selbstdarsteller. Kein Wunder also, dass 2015 gleich zwei neue Dokumentationen Fans, Kritiker und Zuschauer erwarteten. Zum einen Brand: A Second Coming von Regisseurin und Autorin Ondi Timoner (die bereits mit dem Kurzfilm Russell Brands the Bird ihren Weg fand), zum anderen The Emperor's New Clothes von Regisseur Michael Winterbottom (9 Songs). Ersteres hierbei eine Abfolge von Brands guten wie auch schlechten Seiten, und letzteres eine philosophische wie politische Reise in die Figur selbst. Brand: A Second Coming erscheint nun dank Edel Germany auch endlich im deutschen Heimkino (seit dem 06.05.2016 im Handel erhältich). Grund genug, um einmal genauer hinzusehen.
Brand: A Second Coming ist unterdessen natürlich eine irre Fahrt durch das Leben von Brand selbst. Von seinen waghalsigen Drogeneskapaden, und all den damit verbundenen Schattenseiten, hin zu seinen politisch motivierten Protesten, die auf eine bessere Welt abzielen. Vom Paulus zum Saulus? Eher nicht, aber Brand versteht es - und dies wird in den fiebrigen wie energetischen 100 Minuten von Regisseurin Ondi Timoner mehr als deutlich - seine Gabe beziehungsweise Macht gekonnt einzusetzen. Seine Stimme ist eben laut und gerade dadurch könnte er etwas bewegen in der Welt. Allerdings hat dies auch seinen Preis: Zweifler, Kritiker wie politisch selbst Aktive sehen nicht immer das “Geschrei” als positiven Effekt für die Bewegungen an sich. Allerdings hat Brand: A Second Coming auf solche Fragen auch eher weniger eine Antwort. Viel mehr verliert sich die Dokumentation etwas im Traum von Brands Leben. Hieraus entsteht zwar eine angenehme Mischung aus Drama und Komödie (und gerade letzteres ist bei Brand immer ganz vorne dabei), jedoch erwächst auch ein etwas fehlender Fokus, der beispielsweise The Emperor's New Clothes sehr gut zu Gesicht steht. Ist dadurch die Dokumentation verschenkte Zeit? Wohl kaum, denn gerade der Wandel in Brands Leben liefert viele Ansätze um das Phänomen dahinter an sich verstehen zu können.
So besteht die Dokumentation aus einem Mix aus Clips aus seinen Stand-Up-Comedy Einsätzen, ein wenig Schauspielerei, interessanten Konversationen und seinem politischen Engagement. Eine Mixtur die an vielen Stellen zu gefallen weiß, aber auch etwas ermüdet. Am Ende ist daher nicht ganz klar, wohin die Reise von Autorin Ondi Timoner gehen sollte. Doch manchmal muss es eben laut sein, damit sich etwas ändert. Ob hierbei allerdings Brand die Lösung sein wird, dass muss der geneigte Zuschauer am Ende wohl selbst entscheiden. Genügend Ansätze zur Beantwortung dieser durchaus spannenden Frage wird aber geliefert.
Fazit
"Brand: A Second Coming" ist wild, laut, politisch, humorvoll und manchmal gar dramatisch. Für jeden Geschmack, und vor allem Fans, ist etwas dabei. Doch der fehlende Fokus macht sich gerade zum Ende hin sehr bemerkbar und schafft Ermüdungserscheinungen. Was bleibt ist eine faszinierende Dokumentation über einen ebenso faszinierenden Charakter, der die Bühne vollends für sich entdeckt hat. Im positiven wie im negativen Sinne.
Autor: Thomas Repenning