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Inhalt

England im 19. Jahrhundert: Die junge Autorin Edith Cushing ist noch nicht lange mit Sir Thomas Sharpe verheiratet, doch schon kommen ihr erste Zweifel, ob ihr so ungemein charmanter Ehemann wirklich der ist, der er zu sein scheint. Edith spürt immer noch die Nachwirkungen einer schrecklichen Familientragödie, und sie merkt, dass sie sich immer noch zu ihrem Jugendfreund Dr. Alan McMichael hingezogen fühlt. Durch ihr neues Leben in dem einsamen Landhaus im Norden Englands versucht sie, die Geister der Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen. Doch das Haus auf Crimson Peak - und seine übernatürlichen Bewohner - vergessen nicht so einfach... denn zwischen Begehren und Finsternis, Geheimnissen und Wahnsinn liegt die Wahrheit unterhalb von Crimson Peak.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Bei den ersten Ankündigungen und Interviews zu Guillermo Del Toros ("Pacific Rim") neustem Gruselstreich "Crimson Peak“, ließ es sich der mexikanische Regisseur nicht nehmen, mehrmals deutlich zu machen, dass ihm künstlerische Freiheit mehr wert ist, als das große Geld. Vor allem im Bezug auf das Rating von „Crimson Peak“ unterstrich Del Toro, dass er auf einen ganzen Batzen Schotter verzichtet hätte, um seinem Gruselmär das passende R-Rating zu verpassen und dem Zuschauer durch furchterregende Geister und düstere Vergangenheiten endlich mal wieder das Fürchten zu lehren. Eine noble Sache, kommt „Crimson Peak“ doch als eine der wenigen R-Rated Horrorfilme mit großem Budget und großen Namen daher, was bei ansehnlichem Erfolg durchaus ein Wink in Richtung der Studios darstellen könnte, dem Horrorgenre mal etwas mehr Aufmerksamkeit und vor allem mehr Geld zuzuwenden, als das bisher mit all dem billigen Found Footage/"Ouija"-Fließbandkram geschehen ist. Dem Kritiker fällt es aber, trotz dieses vollkommen nachvollziehbaren Grundes das Kino für Del Toros neustes Werk aufzusuchen, schwer eine endgültige Empfehlung für „Crimson Peak“ auszusprechen. Viel eher ist der Schreiberling immens enttäuscht, dass es Herr Del Toro erneut versäumt hat seine visuelle Wucht mit einer vernünftigen, interessanten oder gar spannenden Erzählung zu unterstreichen. "Pans Labyrinth“ bleibt weiterhin eine Ausnahmeerscheinung im Resümee des Regisseurs.

Die Probleme von „Crimson Peak“ fangen da schon bei der Vermarktung an. Die Trailer versprachen einen visuell anspruchsvollen und so richtig gruseligen Horrorfilm, die Erzählungen vom notwendigen R-Rating machten Hoffnung auf jede Menge blutige Kompromisslosigkeit. Und am Ende wird keine diese implizierten Versprechen eingehalten. Viel eher inszeniert sich „Crimson Peak“ als düsteres Märchen, als Romanze mit Geistertouch, als Liebesdrama mit CGI-Monstern. Und mag das grundsätzlich natürlich nicht automatisch eine schlechte Sache sein, versagt der Regisseur leider genau bei der Erzählung dieser Romanze. Del Toro sprach vor einiger Zeit einmal davon, dass er ein Sketchbook besitze, in dem er zuerst die Designs eines (potenziellen) zukünftigen Projekts aufzeichne, bevor er sich der Geschichte zu diesen Skizzen zuwende. Und genau diesen Eindruck erweckt auch „Crimson Peak“ über seine gesamte Laufzeit: Das Design, die Visualität des Films standen am Anfang des Kreativprozesses und erst nachträglich wurde mehr schlecht als recht eine Geschichte darum gesponnen. Nachteilig ist es dann natürlich, wenn die zuerst entwickelten fiesen Monster und Geister nur einen winzigen Teil des Films ausmachen und die dünne, nachträglich herumforcierte Geschichte in den Mittelpunkt gerückt wird.

Die angesprochene Visualität des Films ist dabei aber über jeden Zweifel erhaben. Das Gruselhaus der Sharpes kann bis ins kleinste Detail überzeugen, wirkt überlegt und atmosphärisch. „Crimson Peak“ kann auch gar keinen Hehl daraus machen, dass Del Toro und sein Team am meisten Spaß an den Sets und Dämonendesigns hatten, stellen diese doch den positivsten Aspekt des Films dar. Auch cinematographisch beweist Del Toro erneut ein großartiges Talent diese wundervollen Sets visuell einnehmend einzufangen. Da avanciert in der zweiten Hälfte des Films fast jedes Film-Still zum gruseligen Wandgemälde, die Kostüme, die Umgebung sind allesamt auf extrem hohen Niveau. Doch wirklich feiern kann man diese visuelle Brillanz nicht, viel eher führt sie schmerzlich vor Augen, wie sehr Del Toro sein großes Talent im Laufe des Films verheizt, wie wenig Mehrwert sie zu der lahmen Geschichte beiträgt und wie unheimlich trivial mancherlei Gruselmoment dann doch wirkt. Vor allem der Horror kommt in „Crimson Peak“ viel zu kurz. Die CGI-Geister sehen nett aus, versprühen aber nur seltenst echte Unruhe. Dies führt dann dazu, dass sich der Grusel zum Großteil aus mehr oder weniger gelungenen Jump-Scares zusammensetzt.

Somit kann es Del Toro, trotz großer Visualität, einfach nicht bewerkstelligen diesem Drama eine packende, gruselige Grundstimmung zu verleihen. Da mag manch Einzelmoment durchaus ein wenig mulmig stimmen und in seiner Atmosphäre überzeugen, nach kurzer Zeit ist dieser aber schon wieder verflogen und wirft die Frage auf, ob diese Geschichte nicht auch ohne den Geister- und Gruselaspekt ausgekommen wäre. So nachträglich wirkt er in diese überraschungsarme und selten mitreißende Erzählung gezwängt. Und auch die großen Namen des Films, seien es Tom Hiddleston ("Only Lovers Left Alive"), Mia Wasikowska ("Alice im Wuderland") oder Jessica Chastain ("Der Marsianer - Rettet Mark Watney"), können dieses Märchen dann nicht mehr retten, obwohl sie ihren oberflächlichen Figuren immerhin noch hier und da etwas Charme abringen können.

Empathie bleibt also gänzlich auf der Strecke, obwohl sie bei „Crimson Peak“ so essentiell gewesen wäre. Und so verkommt Del Toros neustes Gruselmär zu einem visuell berauschenden Mischmasch aus Romanze und Geistergeschichte, welches aber vor allem in der zweiten Hälfte emotional komplett kalt lässt und weder das Fürchten lehren noch emotional berühren kann. „Crimson Peak“ unterstreicht nur erneut, dass Del Toros erzählerische Fähigkeiten ganz klar hinter seinen inszenatorischen zurückbleiben und auch dass das anfängliche Gerede über ein absolut essentielles R-rating  irgendwo in den unzähligen ungenutzten Möglichkeiten des Films verpufft. Schade.  

Fazit

„Crimson Peak“ ist eine Enttäuschung auf ganzer Linie und beweist nur erneut, dass Guillermo Del Toros erzählerische Fähigkeiten ganz klar hinter seinen inszenatorischen zurückstehen. Weder als Drama emotional mitreißend genug, noch als Gruselfilm in irgendeiner Form furchterregend genug, kann Del Toros neustes Werk nur auf der Oberfläche durch hübsches Design und starke Cinematographie punkten. Der Rest fällt einer überraschungs- und spannungsarmen Erzählung zum Opfer, einem unentschiedenen Mischmasch aus Märchen, Romanze und Gruseldrama, welches seine durchaus vorhandene visuelle Wucht und das damit entstehende Potenzial an Eintönigkeiten und Trivialitäten verschwendet.

Kritik: Thomas Söcker

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