Inhalt
Im November 1919 marschiert die deutsche Eiserne Division mit 50.000 Mann vor den Toren Rigas auf. Deren Kommandeur General von der Goltz hat das Ende des ersten Weltkrieges nicht akzeptiert und will das Baltenland wieder unter deutsche Kontrolle bringen. Aus Angst vor einem Flächenbrand zögern die Alliierten, der jungen Nation Lettland beizustehen. Veteran Martin ist gerade erst von der Ostfront zurückgekehrt und auf dem Weg zu seiner Hochzeit. Gegen den Willen seiner Braut Elsa entscheidet er sich, den Widerstand der Hauptstadt zu organisieren. Doch können die einfachen Bürger der übermächtigen Bedrohung trotzen und den Untergang ihres Heimatlandes verhindern? Eine erbitterte Schlacht beginnt...
Kritik
Filme aus Lettland sind regelrechte Mangelware: Kein Wunder also, dass erst Recht der Blick geschärft werden muss, wenn ein lettischer Beitrag durch die Hilfe von Ascot Elite (seit dem 25.03.) nach rund 7 Jahren auch die heimischen Videotheken erreicht. Zudem hat das Kriegs-Epos von Regisseur Aigars Grauba ("Sapnu komanda 1935") einige Auszeichnungen beim lettischen Filmpreis ergattern können. Doch was erwartet den Zuschauer beim Sichten von "Die letzte Front - Defenders of Riga"? In erster Linie wohl ein erfrischend ambitioniertes Werk, welches vor allem durch seine Ausstattung sowie dem Set-Design auftrumpfen kann. Jedoch werden auch schnell Schwächen erkennbar: Denn trotz eines (für lettische Verhältnisse) hohen Budgets, bleibt der Film rund um Vaterlandstreue sowie Aufopferung weit hinter seinen Genre-Kollegen zurück. Zu oft trüben merklich angestaubte CGI-Szenen die Atmosphäre, fehlende Komparsen machen aus Riga kurzerhand ein Dorf, die deutschen werden zu einer wankelmütigen Meute und auch die Geschichte der insgesamt sechs Autoren erweist sich als flach wie oftmals umständlich in die Länge gezogen.
Dabei ist gerade die Geschichte rund um die Eiserne Division eine höchst interessante, die oftmals in Vergessenheit gerät. Doch wenn Regisseur Aigars Grauba viel mehr auf die Liebesgeschichte von Martin und Elsa setzt, die zumeist auch klischeehaft wie kitschig wirkt, bleibt von der eigentlichen Stärke nicht viel übrig. Dies zusammen mit technischen Mängeln wie falsche Kamerapositionen, ein merklich ruppiger Schnitt sowie das noch fehlende Gespür für Szenen-Timing, ergeben dann eher einen TV-Kriegsfilm, der so schon unzählige Mal in besserer Form zu sehen war. Jedoch bleibt es dabei: "Die letzte Front - Defenders of Riga" (OT: "Rigas sargi") ist ambitioniert und gerade durch den Versuch ein solches Drama in Lettland auf die Beine zu stellen ein Kleinod in der Videothek. Somit werden vor allem Fans von historischen Kriegspossen, Kostümfesten sowie Geschichtsfreunde voll auf ihre Kosten kommen, zumindest, wenn über die genannten Schwächen hinwegzusehen ist.
Während auch darstellerisch der Film eher solide bleibt, ist letztlich die Erkenntnis da, dass das lettische Kino im internationalen Vergleich noch nicht mit halten kann. Umso wichtiger sind hier aber internationale Releases, sodass dieses heimische Kino gestärkt werden kann. Was bleibt ist die Botschaft, dass besonders im Bereich des dramaturgischen Aufbaus sowie des technischen Timings noch eine Menge Luft nach oben ist. Wird dies beherzigt, erwartet uns vielleicht in den nächsten Jahren ein kleiner lettischer Blockbuster. Bis dahin lohnt vielleicht einmal ein Blick auf "Die letzte Front - Defenders of Riga".
Fazit
"Die letzte Front - Defenders of Riga" ist ein ambitioniertes Kriegs-Drama, welches aber schnell am eigenen Anspruch scheitert. Zwar sind Kostüme, Ausstattung sowie Szenenaufbau gelungen, dafür jedoch der technische Unterbau sowie die Story oftmals nur von geringer Qualität. Komplettesten sowie Geschichtsfans kommen dennoch auf ihre Kosten und unterstützen mit ihrem Griff in das Regal zudem ein junges aufkommendes lettisches Kino, das durchaus Potenzial besitzt.
Autor: Thomas Repenning