3.9

MB-Kritik

Das Rätsel 2020

Mystery, Thriller

3.9

Lambert Wilson
Olga Kurylenko
Riccardo Scamarcio
Sidse Babett Knudsen
Eduardo Noriega
Alex Lawther
Anna Maria Sturm
Frédéric Chau
Maria Leite
Manolis Mavromatakis
Sara Giraudeau
Patrick Bauchau
Sergueï Nesterenko
Ilya Nikitenko
Miglen Mirtchev
Michel Bompoil

Inhalt

Eine Gruppe internationaler Übersetzer und Übersetzerinnen wird vom Verleger Eric Angstrom angeheuert, um simultan den finalen, dritten Band der Bestsellerreihe Daedalus in ihre jeweilige Sprache zu übertragen. Um sicherzustellen, dass keine Informationen geleakt werden können, werden die neun Personen, ohne Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt, in dem luxuriösen Keller eines Herrenhauses eingesperrt. Doch es geschieht das Unmögliche: Die ersten Seiten des Manuskripts landen im Internet und Angstrom erhält eine SMS mit der Forderung ein Lösegeld zu bezahlen, um die Verbreitung der nächsten 100 Seiten zu verhindern. Ein brutales Psychospiel im Fundament der Villa nimmt seinen fatalen Lauf.

Kritik

The Devils Publisher

Les traducteurs aka Das Rätsel ist ein französischer Whodunit Mystery-Thriller, der sich sehr stark an den Genregrößen Murder on the Orient Express und The Usual Suspects orientiert. Regisseur Régis Roinsard steuert ein beeindruckendes Ensemble durch knapp 105 Minuten unaufgeregtes Spannungskino nach einem Drehbuch von Romain Compingt und Daniel Presley. Dieses wiederum wurde inspiriert von den realen Arbeitsbedingungen der Übersetzer von Dan BrownsInferno im Jahre 2013.

Das Rätsel ist zuallererst hochklassiges (Neben-)Darstellerkino. Lambert Wilson (Merovingian aus Matrix Reloaded und Matrix Revolutions) brilliert als diabolisch, geldgieriger Verleger, Alex Lawther (James aus der Netflix Serie The end of the f***ing world) spielt den jugendlichen Revoluzzer mit ungeheurer Leichtigkeit und Olga Kurylenko (Oblivion und Quantum of Solace) verzaubert als suizidale Schönheit. Daneben geben sich unter anderem auch noch Riccardo Scamarcio (Santino D'Antonio aus John Wick: Chapter 2), Sidse Babett Knudsen (Birgitte Nyborg aus der Serie Borgen) und Eduardo Noriega (Hauptdarsteller in Abre los ojos, dem spanischen Original zu Cameron CrowesVanilla Sky) die Ehre. An dieser Stelle ist besonders hervorzuheben, wie gut das Zusammenspiel aller Beteiligten, trotz der Großteils auf ein bis zwei Räume beschränkten Umgebung, funktioniert.

Der Spannungsbogen weist konstant nach oben, die Inszenierung kann ohne die übliche Effekthascherei bestechen und die eingestreuten Twist sind überraschend gut in die Handlung eingebettet. Verstärkend hinzu kommt, dass Régis Roinsard (in der, dieser Kritik zugrunde liegenden, O-Ton-Fassung) Kapital aus den verschiedenen Sprachen der Übersetzer zu schlagen weiß. Trotz der Tatsache, dass das Französische in Les Traducteurs als Lingua Franca verwendet wird, verfallen die Charaktere in Stresssituation nämlich gerne zurück in ihre jeweilige Muttersprache. Dies erinnert frappant an die Herangehensweise von Baran bo Odar und Jantje Friese in der Netflix-Serie 1899…und funktioniert hier ebenso gut wie dort.

Wie so oft krankt die Story von Das Rätsel leider trotz aller positiven Aspekte daran, dass am Ende alle Puzzlestücke beinahe reibungslos an den richtigen Platz fallen und dieses Ergebnis auch 105 Minuten lang für den geneigten Thriller-Fan nie wirklich zur Debatte gestanden ist. Aber dieses Haar ist in nahezu jeder Krimisuppe zu finden, weswegen es auch nur partiell das Sehvergnügen stört.

Fazit

Les Traducteurs ist ein spannender Whodunit Mystery-Thriller, der sowohl inszenatorisch als auch schauspieltechnisch überzeugen kann. Der geneigte Krimi-Fan kann durchwegs mehr als nur einen kurzen Blick riskieren. Im O-Ton: Empfehlenswert. 

Autor: Christoph Uitz
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