Der erste Kinofilm von Noah Hawley, dem Schöpfer von Fargo und Legion, zwei der interessantesten Serien der letzten Jahre. Es kann eigentlich nur gut werden. Und dann thront oben auf der Besetzungsliste noch Natalie Portman (Auslöschung) sowie weitere tolle Namen wie Dan Stevens (The Guest), Jon Hamm (Mad Men), Ellen Burstyn (Requiem for a Dream) und Zazie Beetz (Joker). Nein, dieser Film muss einfach gut sein. Es geht nicht anders. Es gibt keine Alternative dazu, dass Lucy in the Sky einfach ein richtig brillanter Film wird. So oder so ähnlich dachten viele, als Fox Searchlight (mittlerweile Searchlight Pictures) im Frühjahr letzten Jahres den ersten famosen Trailer zu Lucy in the Sky veröffentlichte. Jetzt, über ein Jahr später muss aber leider festgehalten werden, dass Hawleys Kinodebüt kein durch und durch schrecklicher Film ist, aber auch nicht annähernd den hohen Erwartungen gerecht wird.
Inspiriert zum Film wurde Hawley, der auch am Drehbuch mitschrieb, von der Geschichte von Lisa Nowak. Diese war im Sommer 2006 als Astronautin der NASA im Weltall und bekam nach ihrer Rückkehr wohl psychische Probleme, da ihr das irdische Leben plötzlich so klein und unbedeutend vorkam, was letztlich beinah in einer massiven Gewalttat geendet hätte. Das Gleiche macht nun auch Natalie Portmans Figur durch. Gleich zu Beginn sehen wir sie durch All schweben. Die Größe, Schönheit, Leere des Universums wird dabei formidabel eingefangen. Doch sobald Lucy wieder an Bord des Raumschiffes ist, scheint nichts von diesen Eindrücken mehr anzuhaften bei ihr, außer die Leere.
Daraus ließe sich ein vielschichtiges Charakter-Drama formen, doch auch wenn Lucy in the Sky immer wieder schwelgerische Momente der Melancholie und Isolation in Szene setzt, so verpuffen diese wegen des krassen Kontrasts. Abseits von seinen Money Shots ist der Film nämlich recht bräsig in Szene gesetzt. Darüber hinaus erweitern die visuell starken Szenen nicht wirklich Lucy. Dass sie sich auf der Erde verloren und unwohl fühlt, ist bereits nach den ersten zehn Minuten klar. Da ist es zwar hübsch anzusehen, wenn Portman teilnahmslos zu einem Cover des Beatles-Songs Lucy in the Sky with Diamonds durch karge Flure schwebt, einen dramaturgischen Mehrwert besitzt es allerdings nicht.
Da ist es dann schon wesentlich besser gelöst, wie Hawley und seine Kamerafrau Poly Morgan das Gefühl von Enge visualisieren. Während Lucy im Weltraum schwebt wird die gesamte Leinwand benutzt, auf der Erde wird das Bildformat dann fast quadratisch und erweitert sich immer dann, wenn Lucy ihrem Ziel, noch einmal ins All zu fliegen, ein Stück näher kommt. Leider verliert dieses Wechselspiel des Bildformats schnell an Faszination, bis es schließlich nur noch wie ein störendes Gimmick wirkt. Gleiches gilt für den Sound, der ebenfalls auf Lucys Stimmung ausgerichtet ist. Da wäre es besser gewesen, wenn Hawley sich mehr auf andere Dinge konzentriert und diese Spielereien dezidierte eingesetzt hätte.
Wie z. B. die titelgebende Lucy. Nicht das Natalie Portman diese nicht gut spielt, aber die ehrgeizige Astronautin wirkt, egal ob schwerelos im Orbit oder schmollend auf der Erde, immer viel zu unnahbar. Eine empathische Verbindung mit dieser Figur aufzubauen erweist sich als schwer, manchmal sogar als unmöglich. Und so verfolgt man die Geschichte, die dazu ihre Entwicklungen mit einer Überdosis Vorhersehbarkeit garniert, teilnahmslos, bis von der anfänglichen Neugier an Lucy und ihrem Schicksal eigentlich nur noch Redundanz übrig bleibt, die aber immerhin hier und da hübsch aufpoliert wurde.