Männer, die sich keine Zeit zum Bluten genehmigen dürfen. Männer, die wissen, dass, wenn etwas blutet, man es definitiv töten kann. Um solche Männer geht es (auch) in John McTiernans „Predator“. Einem Film, den man gut und gerne als Kult-Klassiker der Filmgeschichte deklarieren muss. Noch bevor John McTiernan mit „Stirb langsam“ Bruce Willis Ikonenstatus verschaffen konnte, kam mit „Predator“ sein erst zweiter Film in die Kinos, nachdem sein Debüt „Nomads“ ein Jahr zuvor für einträchtiges Schulterzucken bei Publikum und Feuilleton sorgte. „Predator“ konnte sein ruhmreiches Renommee allerdings nicht aus einem Nischencharakter destillieren und durch die Zuneigung bereitwilliger Fanboys über die Dekaden auffächern. „Predator“ war ein Kassenschlager, im wahrsten Sinne, und die Gründe für seinen kommerziellen Erfolg lagen gleichwohl auf der Hand. „Predator“ nämlich ist die Hybridisierung verschiedener Genre, was folgerichtig zur Transzendenz der innewohnenden Kodizes der einzelnen Stil- und Stimmungsorientierungen führt.
Zu Beginn wirkt „Predator“ noch wie astrein-effektives, vor Testosteron geradezu überschwitztes Söldner-Kino, wie es in den 1980er und 1990er Jahren Hochkonjunktur feierte, um dann mit „The Exependables“ im neuen Jahrtausends reaktiviert zu werden. Ein Trupp Elitekämpfer wird zu einem Auftrag in die grüne Hölle eines mesoamerikanischen Dschungelgebietes berufen, um amerikanische Geiseln aus den militanten Händen von Guerilleros zu befreien. Die Typologie der dünkelhaften Militärs ist dabei klar auf einen eindimensionalen Nenner abgesteckt. Während der Indianer im Bunde (gespielt von Sonny Landham) ein Talent für das Fährtenlesen besitzt, kann Major Dutch Schaefer (Arnold Schwarzenegger), der muskelbepackter Anführer und Abbild eines in Granitstein gemeißelten Adonis mit Zigarre im Mundwinkel, natürlich alles. Sogar, ganz sanft, sich in Zweifel und Mitleid wähnen, wenn die kurzdenkend-lineare Kriegsführung (Feind – Schuss – Tod) an ihre Grenzen stößt. Und darum geht es auch: Die Aushebelung des Logischen, des Rationalen, des Berechenbaren, des in einfachen Blickwinkeln und Möglichkeitsformen Kanalisierbaren.
Schaefer und seine virilen Kämpen haben eine klare, erfolgversprechende Strategie in ihrem kriegerischen Handeln – sie mähen mit ihrem großkalibrigen Tötungswerkzeug einfach alles platt: Menschen. Gebäude. Den Dschungel. Letzterer schlägt für diese mutwillige Zerstörung anschließend auch umso martialischer zurück, in dem er lebendig wird, wie eine der Geiseln im Verlauf der Handlung voller Schrecken in die verdutzten Gesichter der Soldaten herausstottert. Die brachiale Söldner-Action konvertiert also in ein nebulöses Horror-Szenario. Wir erinnern uns an dieser Stelle an das erste Bild, welches uns der Film offenbart hat: Eine extraterrestrische Raumfähre, die eine Landungskapsel in Richtung Erdball abwirft. Zwischendurch, wenn Schaefer und seinen Gemannen durch das verzweigte Grün wüten, färbt sich der Kader in Aufnahmen einer Wärmesichtkamera – Irritationen machten sich wiederholt für Sekunden breit. Das titelgebende Raubtier aber, der Predator, welcher sich mit der Undurchschaubarkeit des Dschungel verschmolzen versteht, welches über hochtechnologische Waffen- und Tarnsysteme verfügt, sucht nicht den Krieg per se.
Ihn treibt der Jagdsport, die damit verknüpfte Herausforderung, das Sammeln von Trophäen, schlicht, der Bessere zu sein – ein böser Geist, womöglich eine die Zeiten überdauernde Gottheit mesoamerikanischer Hochkulturen, im fehlgeleiteten Optimierungswahn. Die Figur des Predator avancierte in Windeseile zum Kultobjekt, ein ganzes Merchandise-Imperium wurde um diese gesponnen. Doch der Predator ist indes nicht nur eines der „coolsten“ Weltraummonster, dass die Vormachtstellung im intergalaktischen Raum immer wieder mit dem von H.G. Giger erschaffenen Alien aus dem gleichnamigen Film von Ridley Scott ausfechten muss. Es ist auch, wenn man so möchte, die Manifestation von nationalen Kollektivängsten. Der Kampf gegen den Predator wird nicht nur äußerlich zur schmutzigen Angelegenheit, wenn sich Schaefer bis zum Hals und darüber hinaus im Morast suhlt. Die gesamte Mission ist ein unter falschen Voraussetzungen und Idealen ausgetragenes Kommando, in der sich eine kreative Replik auf Vietnam-Traumata finden lässt und ganz allgemein die Enttäuschung über eine destruktive Regierungsadministration, die die Gesellschaft nach und nach zu strauchelnden Seelen verdammte.