Das Arcade-Game Rampage wurde 1986 veröffentlicht. Ziel des Videospiel ist es, mit einem von drei gigantischen Tieren Hochhäuser zu zerstören. Das klingt so banal wie es letztlich auch und war. Selbst für einen simplen Sommer-Blockbuster ist das handlungstechnisch zu geistlos, also wurde für die Videospielverfilmung Rampage - Big Meets Bigger schnell noch eine Geschichte aus dem Papierkorb gefischt, um es irgendwie erklären zu können, warum ein Albino King Kong, ein Riesenkrokodil und ein gigantischer, fliegender Wolf halb Chicago in Schutt und Asche legen.
Tatsächlich ist diese Geschichte, die Rampage - Big Meets Bigger einem vorsetzt, in ihrer Klarheit und Kaltschnäuzigkeit wahrscheinlich das Highlight des Films. Das Blockbuster-Kino hat schon immer gerne auf platte und unglaubwürdige Storys gesetzt, aber was hier dargeboten wird ist so herrlich konfus und übertrieben, dass es wirklich charmant ist. Der neue Film von San Andreas-Regisseur Brad Peyton ist im Grunde seines Herzens ein reinrassiger B-Movie. Alles ordnet sich der tumpen Ausgangslage unter. Rampage - Big Meets Bigger will nie mehr sein als ein reinrassiges Unterhaltungsprodukt, das eigentlich nur dem Anspruch folgt ambitiösen Zuschauer Nackenschmerzen zu verpassen, weil diese nicht damit aufhören können, mit dem Kopf zu schütteln.
Denn nicht nur die Geschichte ist so über-trivial und simple, auch die menschlichen Figuren sind es. Malin Akerman (The Final Girls) als Schurkin ist dafür ein Paradebeispiel. Sie agiert so wie ein klassischer Bösewicht aus längst vergangen Tagen. Nach jedem Satz, den sie sagt, hat es den Anschein, als ob noch ein sinisteres Gelächter ihrerseits folgt. Auch wenn der Film weitestgehend auf zu starke Selbst- und vor allem Popkulturreferenzen verzichtet, so wirkt sie doch fast schon wie ein Klon aus Dr. Evil und Mr. Burns. Ausgezeichnet.
Das Mitanzusehen macht durchaus Spaß, allerdings begeht Regisseur Peyton den Fehler seinen Film vor allem in der ersten Hälfte viel zu ernst zu nehmen. Das hat zwar durchaus auch seine Grazie, bremst Rampage - Big Meets Bigger aber immer wieder aus. Erst wenn die drei Monster-Tiere richtig in Fahrt kommen und auf Chiacgo stürmen, findet der Film seinen Flow und der besteht hauptsächlich daraus das große Bestien große Dinge zerstören, was tricktechnisch übrigens sehr gut umgesetzt wurde.
Für viele dürfte die wahre Attraktion des Films aber wahrscheinlich Dwayne Johnson (Jumanji: Willkommen im Dschungel) sein und ja, sein Charisma wirkt auch hier wieder. Allerdings lässt es sich nicht leugnen, dass es deutliche Abnutzungserscheinungen vorweist. Es wäre vielleicht langsam an der Zeit für Johnson, sich auch einmal in Filmen und Rollen zu versuchen, die außerhalb seiner Komfortzone liegen. Wer von seiner Masche aber immer noch nicht genug bekommt, dürfte mit Rampage - Big Meets Bigger wieder ideales Futter erhalten. Ach ja, auch Fans von The Walking Dead-Schurke Jeffrey Dean Morgandürften zufrieden aus dem Kino kommen. Im Grunde spielt er zwar seine Negan-Rolle im Good-Guy-Mode, aber das hat was.
Was auch gelungen an Rampage - Big Meets Bigger ist, ist seine Kompaktheit. In knapp 105 Minuten erzählt und zeigt die Produktion dass, wie sie wollte. Es wird nichts für etwaige Sequels, Prequels oder Spin-offs vorbereitet oder angedeutet. Das ist im heutigen Blockbuster-Zeitalter schon eine Seltenheit. Der Film ist ganz bei sich und im Hier und Jetzt. Das hat wirklich etwas Erfrischendes, auch wenn Rampage - Big Meets Bigger selbstverständlich inhaltlich sehr steif und stur dem klassischen Regelwerk des Blockbuster-Kinos folgt.
Das wird allerdings zum Problem, denn was Rampage - Big Meets Bigger einen serviert in im Grunde vor allem eins: Destruktion im Übermaß. Das wurde in der Vergangenheit aber schon weitaus eindringlicher und einprägsamer umgesetzt. Wenn Affe, Krokodil und Wolf Chicago zertrümmern, dann ist das zwar durchaus krachend, dennoch wirkt es nicht danach, als ob es tatsächlich um etwas geht. Das liegt vor allem daran, weil die Stadt leblos und leer wirkt. Erst am Schluss, kurz vorm Abspann, werden Überlebende gezeigt. Bis dahin ist die Zerstörungsorgie mehr ein Wut-Anfall eines Kindes, das sich durch die zuvor penibel aufgebauten Bauklötze seines kleinen Bruders boxt. Dabei zu zusehen kann spaßig sein, andere dürften hingegen entnervt das Kinderzimmer verlassen.