3.4

MB-Kritik

Solis 2018

Action, Sci-Fi, Adventure

3.4

Steven Ogg
Alice Lowe
Sid Phoenix
Henry Douthwaite
Kate Coogan
Charlette Kilby
Jonathan Calloway

Inhalt

Astronaut Holloway ist nach einem Unfall an Bord seines Schiffes alleine in einer schwer beschädigten Rettungskapsel unterwegs, die er nicht mehr kontrollieren kann und die direkt auf die Sonne zusteuert. Über Funk hält er Verbindung mit Commander Roberts, die mit ihrer Crew eine Rettungsmission startet.

Kritik

Nach diversen Kurzfilmen realisierte der Brite Carl Strathie mit Solis seinen ersten, abendfüllenden Spielfilm, der seine Deutschlandpremiere im Rahmen des letztjährigen Fantasy Filmfest feierte und im Dezember schließlich den Weg auf unseren Heimkinomarkt fand. Der Kammerspiel-artige Survivalthriller im Weltall erinnert zwangsläufig an große Vorbilder wie Gravity, kann diesen aber nicht nur wegen der deutlich geringeren Möglichkeiten allerdings nicht mal annährend das Wasser reichen.

Hauptfigur dieses quasi Ein-Personen-Stücks ist der Astronaut Holloway (Steven Ogg, The Walking Dead), der als einziger einen schweren Unfall seines Schiffes überlebt hat. Seine Rettungskapsel hat jedoch schwer gelitten, ist manövrierunfähig und kaum noch funktionstüchtig. Wenigstens die Funkverbindung ist halbwegs stabil und so kommt er in Kontakt mit der noch recht unerfahrenen Raumschiffpilotin Commander Roberst (nur zu hören: Alice Lowe, Sightseers), die sich auf eine riskante Rettungsmission begibt. Denn Holloway trudelt direkt auf die Sonne zu und hat kaum mehr als eine Stunde Zeit, bis er ihr zu nahe kommt. Wenn er denn überhaupt bis dahin noch an Leben ist, denn das defekte Schiff bietet immer wieder neue Gefahrenquellen, so das sich fast nicht die Frage stellt ob er überlebt oder nicht, sondern nur wie er das Zeitliche segnen wird. Erfrieren, verglühen, ersticken, verbluten? Alles im Bereich des Möglichen.

Das geringe Budget dieser Independent-Produktion könnte ein Problem bedeuten für einen Film der im Weltall spielt und dementsprechend auch ein paar mehr oder weniger imposante, zumindest zwingend überzeugende Bilder abliefern sollte. Erstaunlicherweise ist das das geringste, da überhaupt nicht vorhandene Problem von Solis. Trotz bescheidener Mittel sieht das Ganze sehr anständig aus. Das ganz große Spektakel wird natürlich vermieden, aber das Dargebotene ist absolut zufriedenstellend und scheitert nicht an schwachem CGI. Respektabel für diesen Rahmen. Ausgerechnet das, wofür Budget und Technik komplett irrelevant ist, darin scheitert der Film exorbitant. Atmosphärisch beginnt es recht vielversprechend. Die Enge der Raumkapsel und die Bedrohung durch völlige Handlungsunfähigkeit im Angesicht der scheinbar unausweichlichen Todesgefahr, eine grundsätzlich spannende Kombination, mit der Solis leider nur herzlich wenig anzufangen weiß. Schnell verkommt das fast in Echtzeit ablaufende Szenario zum geschwätzigen Nervenkitzel-Vakuum, das auf negative Weise verdeutlicht, wo Regisseur Carl Strathie seine Wurzeln hat.

Es erinnert an einen Kurzfilm, der nun auf 92 Minuten gestreckt wird und keine Ahnung hat, was er mit dieser „üppigen“ Laufzeit denn effizient anfangen soll und wie man sich kontinuierlich, dramaturgisch sinnvoll steigert, wenn mehr als der doppelte, gewohnte  Zeitrahmen zur Verfügung steht. Nicht mal eine Handvoll akuter Survival-Situation – abseits des allgemeinen Hauptproblems – tun sich auf, die dann auch noch relativ behäbig vorgetragen werden. Dazwischen wird viel geredet, um den luft- wie spannungsleeren Raum irgendwie zu füllen. Selbst eine in der Theorie eigentlich unweigerlich aufregende Highlight-Sequenz zum Ende hin, wenn eine Außenreparatur bei sehr direkter Sonneneinstrahlung notwendig wird, erzeugt kaum Anspannung; wirkt gehemmt und steif. Wie der gesamte Film, der sich mit buchstäblich der letzten Luft irgendwie über die Ziellinie japst und selbst in seinem angepeilt hoch dramatischen und emotionalen Finish nur ein ermüdetes Achselzucken generiert. Die Freude überwiegt, dass man es selbst überstanden hat. Gähn.

Fazit

Technisch erstaunlich gut, vom fachlichen Handwerk absolut solide, dramaturgisch allerdings sehr einfallslos und vor allem wahnsinnig eintönig. Echtes Survival-Feeling, ein Mitfiebern stellt sich trotz des bemüht auf höchst ausweglos und drastisch-dramatisch getrimmten Plots praktisch kaum bis gar nicht ein. Eine zähe, verkrampft Veranstaltung, die leider nicht der Rede wert ist. Brauchbare Idee, schwach und sichtlich unerfahren umgesetzt.

Autor: Jacko Kunze
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