Gespannt wartet man weltweit auf "Blade Runner 2049", mit "Arrival" gibt es von Regisseur Denis Villeneuve zuvor bereits einen ersten Sci-Fi-Happen, der bis auf sein Genre aber eigentlich nichts mit dem anderen Film zu tun haben dürfte. Nach Filmen wie "Prisoners" und "Sicario" hat Villeneuve die Messlatte bereits sehr hoch gelegt, dementsprechend sieht auch die Erwartungshaltung an allem Neuen aus, das der Mann anrührt. In "Arrival" geht es, wie schon so oft zuvor in der Filmwelt, um Besuch aus der fernen Galaxie. Doch während solch ein Setting den meisten Filmen, von "Independence Day" bis hin zu "World Invasion: Battle Los Angeles" und vielen weiteren, als Vorlage für stumpfes Blockbuster-Actionkino dient, geht "Arrival" einen gänzlich anderen Weg. Statt heroischen Geballers und Explosionen nähert man sich hier von einer realistischeren, weit wissenschaftlicheren Seite an die sich damit beschäftigt, wie ein solcher Erstkontakt aussehen könnte. Wie geht man auf eine fremde Spezies aus dem All zu? Wie verständigt man sich? Wie geht man bei der Analyse von gesammelten Daten um und wie kann man eigene umgekehrt verständlich aufarbeiten, so dass sie von der Gegenseite verstanden werden? Verständigung ist in "Arrival" das zentrale Thema, wofür es im Grunde nicht einmal Aliens gebraucht hätte, da auch auf andere Gruppen und Gebiete übertragbar.
Damit geht "Arrival" einen weitaus ruhigeren Weg als Sci-Fi-Genrekollegen, bei dem es weniger um spektakuläre Effekthascherei geht sondern vielmehr um die Faszination, das Unbekannte zu verstehen, es zu erfassen und zu erkunden. Villeneuve zeigt sich dabei handwerklich erneut äußerst geschickt seinen Film stilistisch schön in Szene zu setzen, von den gut gewählten Aufnahmen von Bradford Young ("A Most Violent Year") bis hin zur Soundkulisse ist "Arrival" äußerst stimmig ausgefallen und kann die Faszination, die die Protagonisten erleben, gefühlstechnisch ebenso auf den Zuschauer übertragen. Dementsprechend spannend fällt die Analyse der gewonnenen Daten aus und man kann es nicht erwarten direkt weitere zu sammeln und neue Ansätze auszuprobieren.
Über weite Teile ist "Arrival" damit eher Sci-Fi-Drama, entwickelt sich im Laufe der Geschichte dann aber noch in Richtung Thriller. Bevor es dazu kommt werden immer wieder Flashbacks eingestreut, die einen Teil aus dem tragischen Leben der Linguistin Louise Banks (Amy Adams) aufzeigen. Diese dunkle Phase verfolgt sie stets, in ihren Träumen, aber auch in ihrem Alltag, wir bekommen als Zuschauer aber nur eine ungefähre Idee davon, was vorgefallen ist, klar ist aber, dass die eher introvertiert eingestellte Sprachspezialistin davon stark geprägt wurde.
So faszinierend der wissenschaftliche Verlauf auch ist, die Zeit und der Mensch stehen sich irgendwann selbst im Weg. Antworten müssen her, verlangt sowohl von weit oben bis hin zur Bevölkerung, die in zig Tumulten im Chaos versinkt. Auch kommt erschwerend hinzu, dass insgesamt zwölf Raumschiffe auf der Erde gelandet sind, verteilt auf jeden Kontinent in unterschiedlichsten Regionen. Hier spielt nun auch Politik eine Rolle, denn jede Nation handhabt die Begegnung mit der dritten Art auf völlig andere Weise. Als Zuschauer sind wir dabei auf amerikanischer Seite Zeuge des Verlaufs, erfahren aber am Rande immer wieder, was andernorts vor sich geht. Diese Infos sind meist sehr rar gesät, spiegeln damit aber auch eines der Probleme wider, auf die der Film letzten Endes hinweisen will und somit zu einer simplen, aber schönen Aussage findet.
Oftmals haben es Filme dieser Art schwer einen Kontakt mit Außerirdischen glaubhaft darzustellen, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften. "Arrival" schlägt sich dabei über weite Strecken ziemlich gut , vom Design bis hin zur Verhaltensweise der beteiligten Menschen und auch fremden Lebensformen zeigt Villeneuve hier das richtige Feingefühl. Lediglich kurz vor Schluss missfällt eine Szene, weniger inhaltlicher, mehr dafür aber stilistischer Natur, da sie mit übermässigem Einsatz von CGI etwas aus dem Rahmen fällt.
Wie es sich für einen Villeneuve-Film gehört weiß auch der Cast unter seiner Anleitung zu überzeugen, zumindest wenn diesem vom Drehbuch auch genügend Möglichkeiten gegeben wurde. Forest Whitaker und Jeremy Renner spielen ihre Rollen soweit vollkommen solide, stechen aber, rollenbedingt, nicht groß heraus. Ihnen selbst kann man keinen Vorwurf machen, schade ist dass der Film ihre Charaktere nur oberflächlich behandelt. Der Fokus liegt vollkommen auf Amy Adams, die sich gewohnt voll ins Zeug legt und ihre Rolle optimal ausfüllt. Sie ist es die sowohl mit ihrer Rolle als auch mit ihrem Schauspiel alle anderen in den Schatten stellt.
Im Grunde kann man "Arrival" nicht viel falsches vorwerfen. Der Film weiß, auch ohne viel Getöse, sowohl handwerklich zu überzeugen als auch erzählerisch zu binden und dabei zu einem interessanten Ausgang zu finden. Vielleicht fehlt es noch ein klein wenig an einem kräftigeren Impact, einem stärkeren bleibenden Eindruck, auf emotionaler oder auch erzählerischer Ebene, etwas das sich auch nach dem Film noch fest einbrennt. Die Aussagen, auf die der Film zusteuert, sind durchaus gut gemeint, aber auch schnell auszumachen. Für einen guten Film reicht es auch so zeifellos, keine Frage, Villeneuve enttäuscht auch diesmal nicht und bereichert das Sci-Fi-Genre um einen gelungenen Beitrag, um jedoch wirklich herauszuragen hätte vielleicht der ein oder andere Kniff noch geholfen. Vielleicht hätte man auch den anderen Charakteren noch mehr Raum geben sollen, um so einen Gegenpol zur von Amy Adams gespielten Figur zu erzeugen.