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Inhalt

Moondog (Matthew McConaughey) ist ein Lebenskünstler, wie er im Buche steht – ein vom Genie geküsster Poet, der seine Existenz in den entspannten Keys von Florida nur den Drogen und den Frauen widmet. Zu seinem Glück liebt seine schöne und wohlhabende Frau Minnie (Isla Fisher) ihren Moondog genau deshalb. Bis ein tragischer Unfall Minnie aus dem Leben reißt: In ihrem letzten Willen erklärt sie, dass Moondog seinen Anteil am stattlichen Erbe nur dann erhalten kann, wenn er sein seit Jahren geplantes neues Buch endlich vollendet. Startschuss für eine aberwitzige Suche nach Inspiration, die unseren Helden die verrücktesten Dinge erleben und schrägsten Typen treffen lässt...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Harmony Korine (42 One Dream Rush) ist mit Spring Breakers einer der besten und radikalsten Filme der letzten Jahre geglückt: Gnadenlos desillusioniert der Film den amerikanischen Traum mit all seinen Versprechungen von Glück und Genuss, die er auf Werbeflächen in Hochglanzästhetik zur Schau stellt. Korine nimmt dabei die Träume und Hoffnungen der Jugendlichen ernst und spinnt sie bis zu ihrem bitteren Ende. Er zeigt, was wirklich passiert, wenn die Versprechungen des sich hedonistisch gebenden Kapitalismus noch ernster genommen werden als vom System selbst. Mit Beach Bum ist ihm nun nicht nur ein stilistischer Zwilling, sondern auch  ein Gegenstück gelungen, denn dieser zeigt die gelebte Subversive, den Hedonismus, der sich versucht von allem zu befreien. 

Moondog, der so gut von Matthew McConaughey (Interstellar) verkörpert wird, dass man den Schauspieler hinter der Rolle kaum noch erkennen kann, ist ein bedenkenloser Kiffer und Poet, dessen Leben vor allem aus Frauen und Drogen zu bestehen scheint. Dennoch liebt er seine Frau Minnie (Isla Fisher, Catch Me!) über alles. Gemeinsam genießen sie das Leben und suchen die Grenzenlosigkeit, was letztlich dazu führt, dass Minnie nach der Hochzeit ihrer eigenen Tochter bei einem Autounfall verstirbt. In ihrem Testament hält sie fest, dass Moondog das gewaltige Erbe nur dann bekommt, wenn er endlich sein Buch zu Ende schreibt. Sie will nicht, dass er weiterhin sein Potential verschwendet. 

Moondog und Minnie leben einen absoluten Hedonismus, der sich allen Regeln der Vernunft entzieht. Sie nehmen alle Folgen in Kauf und blicken ihnen mit einer gewissen Gleichgültigkeit entgegen: Als Moondog beispielsweise sieht, wie ihm seine geliebte Ehefrau „fremdgeht“, beobachtet man  kurzzeitig eine aufkommende Emotion, die man nicht richtig fassen kann und die schnell wieder beiseite gewischt wird. Er lebt diesen Lebensstil selbst und akzeptiert die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Genauso gleichgültig scheint er auf dem ersten Blick ihrem Tod gegenüberzustehen. Er macht sich keine Vorwürfe, trauert ihr nicht  hinterher, sondern macht sich schnell daran, den Anforderungen aus dem Testament zu entsprechen. Das tut er nicht aus reiner Geldgier, wie sich am Ende und in einem anarchistischen Anfall, in dem er fast sein ganzes Eigentum zerstört, zeigt, sondern aus Liebe zu seiner Frau. 

Während  Spring Breakers durch eine konsequente Affirmation der Ideologie zu seiner Subversive gelangt, erreicht Beach Bum die Subversive durch Negation: Moondog, den wir als Außenseiter seines neureichen Umfeldes kennenlernen,  der sich besser mit dem "Abschaum" identifizieren kann als mit seinen falschen Freunden von Zuhause, hält sich nicht an die Regeln der High Society, die ihn als derartig extreme Persönlichkeit wohl erst geschaffen hat. Er macht sich nicht einmal etwas aus dem Wert von Besitz und Eigentum, sondern nur aus dem unmittelbaren Genuss, den er durch sie für den Moment erlangen kann und den er auch ohne sie, als „Beach Bum“ (also als „Strandpenner“),  erleben kann, zu dem er sich allmählich „befreit“.  Korine zeigt sich dabei abermals als ein Regisseur, der seine Charaktere in ihren Ambivalenzen ernst nimmt und den porträtierten - in diesem Fall auch glorifizierten Lebensstil - immer wieder mit Zwischentönen durchdringt. Auch bricht er in kleineren Momenten wieder mit der Erwartungshaltung des Publikums, wenn er Darsteller wie Jonah Hill  (Mid90s) oder Zac Efron (Baywatch), die sonst immer einen bestimmten Typus darstellen, entgegen ihrer herkömmlichen Rollen skizziert. Ein Motiv, das sich auch bei Spring Breakers findet, wenn wir uns an die ehemaligen Disney-Prinzessinen Vanessa Hudgens (Polar) und Selena Gomez (The Big Short) erinnern. 

Die Reise, die Moondog dabei erlebt, erinnert an Filme wie Inherent Vice oder The Big Lebowski, in denen eine abstruse Begegnung auf die nächste folgt, was nicht nur jede Menge Humor mit sich bringt, sondern auch als einziger roter Faden in dem ansonsten konfus-tripartig anmutenden Film dient, der wie schon sein Vorfilm in Neonfarben gehalten ist: Wer das Gefühl hat Beach Bum bestehe nur aus Momentaufnahmen, der liegt ganz richtig. Moondog lebt für den Moment und lebt auch scheinbar nur in diesem einen, genussvollen Moment. Nicht umsonst schreibt er Gedichte und beschäftigt sich demnach mit der semantisch dichtesten literarischen Gattung, die es schon immer verstand, Momente und Stimmungen präzise und greifbar zu machen. Eine fabelhafte Eigenschaft, die dem Film selbst auch zugrunde liegt.

Fazit

Harmony Korine macht da weiter, wo er aufgehört hat: "Beach Bum" ist visuell einnehmendes und cleveres Kino, das eine subversive Ambivalenz entfaltet, die sich als Gegenentwurf zu dem im Vorfilm beschriebenen Lebensentwurf verstehen lässt, der desillusioniert und ad absurdum geführt wurde. Dabei wirft er andere Fragen auf, widmet sich jedoch den gleichen Themen. Es geht um Entmenschlichung, Ausbruch, Freiheit und Genuss.

Kritik: Maximilian Knade

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