Erwähnungen
Die besten Kinostarts 2019
Das Jahr ist vorüber und es wird wieder Zeit einen Blick zurück zu werfen. Welche Kinofilme haben uns 2019 am meisten überzeugt? Diese Top-Liste hat die Antwort, genauer gesagt 29 Antworten, denn so viele Produktionen haben es geschafft von des geadelt zu werden. Um in die Liste zu kommen musste der Film von uns rezensiert werden, 2019 in den deutschen Kinos starten und eine MB-Wertung von mind. 8 Punkten erhalten. Filme mit gleicher Wertung wurden alphabetisch sortiert.
Was waren eure besten Kinofilme des Jahres, was haltet ihr von der Liste und welche Filme hättet ihr noch eingefügt oder aussortiert?
Beale Street
8,0
Barry Jenkins' Hommage an die Liebe ist äußerst bewegend und trotz all der aufkeimenden Hässlichkeiten stets wunderschön. "Beale Street" ist in vielerlei Hinsicht zurückhaltender inszeniert als "Moonlight", an Kraft büßt der Film dadurch aber zu keiner Zeit ein und markiert so das nächste Glanzstück des Regisseurs.
Beautiful Boy
8,0
Fernab von Lektionen, Belehrungen, Anklagen und Lösungen begeistert "Beautiful Boy" als zutiefst emotionale Erforschung einer innigen Vater-Sohn-Beziehung, die durch das Monster Crystal Meth vergiftet wird. Regisseur Felix Van Groeningen erzählt diese auf Tatsachen beruhrende Geschichte nüchtern und präzise, er schlachtet nicht aus, sondern beobachtet, während Steve Carell und Timothée Chalamet in ihren aufopferungsvollen Performances erneut zur Bestform auflaufen. Eine stille, aber umso intensivere Gefühlsachterbahn.
Capernaum - Stadt der Hoffnung
8,0
Das beim Filmfestival in Cannes mit Ovationen gefeierte libanesische Filmdrama „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ ist eine markerschütternde Verquickung von Sozial-Realismus und fiktiver Erzählung. Getragen von den begnadeten darstellerischen Leistungen von Laienschauspielerinnen und -schauspielern entwickelt sich die emotionale Schilderung des Schicksals eines 12-Jährigen, der sein Leben gezwungenermaßen selbst in die Hand nimmt, zu einem kräftigen Apell gegen soziale Ungerechtigkeit.
Diego Maradona
8,0
Nach "Senna" und "Amy" beschäftigt sich Regisseur Asif Kapadia in seiner neuen Dokumentation erneut mit dem tragischen Schicksal einer Ikone: Diego Maradona, dem besten Fußballspieler aller Zeiten, der so tief abstürzte, wie kaum ein anderer. "Diego Maradona" ist ein beklemmendes, mitreißendes und tieftrauriges Portrait über Leid und Herrlichkeit, über Triumph und Zerstörung. Weit mehr als nur eine Fußball-Doku, vielmehr Pflichtprogramm für alle, die aufmerksames und bedrückendes Kino erfahren wollen. Großartig.
The Farewell
8,0
Mit "The Farewell" leistet Lulu Wang etwas unendlich Bewundernswertes. Nicht jeder Pointe hinterherhechelnd, nicht jede Träne auspressend, transzendiert alle Genrezuschreibungen und verwandelt eine Episode ihres Lebens in Poesie.
The Hate U Give
8,0
"The Hate U Give" ist aufgebläht, doch erreicht er sein Ziel zu erklären, warum die Bewegung #BlackLivesMatters so wichtig und erforderlich ist. Subtil ist das Ganze nicht, muss es aber auch nicht sein. Der Zweck heiligt die Mittel. "The Hate U Give" funktioniert, als kraftvolles Drama genau so wie als absolut klar formuliertes Statement. Dieser Film hilft uns zu verstehen und deswegen ist er so wertvoll und gut.
High Life
8,0
Mit ihrem ersten Science-Fiction-Film inszeniert Claire Denis in "High Life" die klaustrophobische Studie eines kammerspielartigen Mikrokosmos, in dem sie die unterdrückten Triebe und das verbotene Verlangen ihrer Figuren auslotet und zunehmend eskalieren lässt. Die Weltraum-Mission einer Besatzung aus Schwerverbrechern und Straftätern zu einem schwarzen Loch wird zur apokalyptisch-fiebrigen Reise in tiefste Abgründe, welche die Regisseurin mit einem expliziten Hang zur Zurschaustellung unterschiedlichster Körperflüssigkeiten und brutaler Gewalteinschübe auslotet, bis ihr hypnotisch-verstörendes Science-Fiction-Poem in den Sternen des Universums zu verglühen scheint.
Joker
8,0
"Joker" ist weder der mancherorts erhoffte Überfilm geworden, noch liefert er die ultimative Inkarnation des legendären Batman-Schurken. Dennoch gelingt es Todd Philips, auf dessen Basis ein bedrückendes, düsteres Charakterdrama zu entwerfen, in dem über weite Strecken das finstere Herz einer kaputten, destruktiven Gesellschaft schlägt. Aus dieser hervor bricht ein brillanter Joaquin Phoenix, welcher sein ureigenes, tieftragisches Porträt der Figur zeichnet und ihr dennoch seine ganz persönliche Note zu verleihen weiß. Auch wenn der Film in letzter Konsequenz vor den ganz radikalen Einschnitten in die Sehgewohnheiten der Masse zurückschreckt, so ist "Joker" ein mutiger Film, der das Publikum durchrütteln, es spalten und, am allerwichtigsten, zur Diskussion anregen wird. Und ganz egal, in welche Richtung sich diese auch drehen und wenden wird: Über "Joker" werden wir noch lange sprechen. Welcher Studiofilm der letzten Jahre kann das schon von sich behaupten?
Lara
8,0
Nach "Systemsprenger" kommt mit "Lara" nun Nichtsgönner. Das deutsche Charakter-Kino lebt – und es bleibt unnachgiebig. Jan-Ole Gersters zweite Regiearbeit nach "Oh Boy" liefert das Porträt einer gleichermaßen monströsen wie bemitleidenswerten Frau, die alle zwischenmenschlichen Beziehung in ihrem Leben zerstört hat, weil sie letztlich nicht den Mut aufgebracht hat, zu ihren Träume zu stehen. Corinna Harfouch brilliert in der Hauptrolle als unerfüllte Eishexe, die all ihren Ehrgeiz auf ihren Sohn projiziert hat und nun vor den Trümmern ihrer Träume steht. "Lara" ist so präzise wie unversöhnlich; ein Film, der sich traut, auf Leerstellen zu setzen, anstatt dem Zuschauer alle Antworten auf dem blank polierten Silbertablett zu liefern. Das ist fordernd und unangenehm, aber immer ganz nah am Menschen. Ein Geschenk.
Maquia – Eine unsterbliche Liebesgeschichte
8,0
"Maquia - Eine unsterbliche Liebesgeschichte" ist ein aufreibender Film über die Schönheit der Vergänglichkeit und den Wert der Liebe. Eingebunden in einem visuell beeindruckenden Fantasy-Abenteuer zeigt das Werk darüber hinaus durch die Mutter-Kind-Beziehung zwischen Maquia und Erial, dass Mutter-Sein weitaus mehr ist als eine rein biologische Bindung und es diese nicht einmal bedarf.
Mirai - Das Mädchen aus der Zukunft
8,0
"Mirai - Das Mädchen aus der Zukunft" ist ein ebenso wunderschönes wie menschliches Gleichnis über Familie, Zeit und Raum. Dank der liebevollen wie sympathischen Charaktere, der visuellen Kraft sowie der grandiosen lockerleichten Erzählkunst, kann sich der Zuschauer fantastisch in der Welt von Kun verlieren. Hier ist indes alles möglich, sodass sogar scheinbar unmögliche Grenzen gesprengt werden können. Zum Verständnis, zur Versöhnung, zum Lernen und Wachsen. Bitte unbedingt zusammen mit der Familie oder Freunden sehen.
Of Fathers and Sons - Kinder des Kalifats
8,0
"Of Fathers and Sons - Kinder des Kalifats" leistet großartige Arbeit, wenn es darum geht aufzuzeigen, wie die eine islamistische Familie funktioniert und wie Kinder frühzeitig ideologisch geformt werden, so dass ihr Werdegang determiniert erscheint. Talal Derki ist vor allem daran interessiert, die Strukturen und Tagesabläufe im Alltag zu verstehen und zeichnet ein schockierendes Porträt, das sich nie reißerisch und dennoch konsequent gibt.
Porträt einer jungen Frau in Flammen
8,0
Céline Sciamma ist mit „Portrait of a Lady on Fire” ein lange nachhallender Liebesfilm gelungen, dessen sanftes Verständnis und entwaffnende Zärtlichkeit im romantischen Kino eine absolute Rarität darstellt.
Raus
8,0
„Raus“ ist einer der wichtigsten, authentischsten und mutigsten Beiträge des deutschen Kinos der letzten Jahre. Mit frischen, unverbrauchten, offenbar hungrigen und interessanten Gesichtern besetzt. Hochwertig in der Präsentation, da der Film die große Kunst der narrativen wie technischen, fast schon als rein intuitiv einzustufenden Tempi-Wechsel beherrscht, die man so kaum lernen, nur im Gefühl haben kann. Er besitzt eine dramaturgische wie empathische Intelligenz, die enorme Auswirkungen auf das Gesamte hat. Die nicht mit Gold aufzuwiegen ist. Viele ambitionierte Filme scheitern genau daran. „Raus“ verkauft es, als wäre es völlig selbstverständlich. Pures, lebendiges, impulsives und schlichtweg famoses Kino aus Deutschland, dessen Erfolg eine wichtige und richtige Errungenschaft wäre.
The Report
8,0
Exzellent gespielt, trocken aber überaus mitreißend erzählt und hochgradig interessant. "The Report" ist ein ruhiger aber dennoch enorm kraftvoller sowie fesselnder Film, erbaut auf Fakten und der Überzeugung, dass Moral immer noch eine Bedeutung haben sollte.
The Sisters Brothers
8,0
Natürlich verschreibt sich Jacques Audiard mit "The Sisters Brothers" nicht den tradierten Dramaturgiekonzepten altbackener Western. Stattdessen ist sein Film eine sehnsuchtsvolle Suche nach Frieden, Sinn und Treue in einer Welt, die sich immer mehr selbst zerstört. Mit hervorragenden Darstellern, den exquisten Fotografien und einer famosen Regie, die komödiantisches Timing und emotionale Wucht gleichermaßen beherrscht, wird "The Sisters Brothers" nicht nur zu einem außergewöhnlich Eintrag in das Western-Genre, sondern auch zu einem der schönsten Filme des Jahres.
A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando
8,0
Eine Reihe, die für anhaltend hohe Qualität steht. Pixar steckt auch in "Toy Story 4" wieder dermaßen viel Liebe, Gefühl, Spaß und clevere Ideen hinein, sodass jede Altersgruppe voll auf ihre Kosten kommt.
Vox Lux
8,0
Als grotesker Zerrspiegel der Realität entfaltet "Vox Lux" eine ebenso betörende Wucht wie als Meditation über das Verhältnis zwischen Popstars, der Popkultur und dem Terror der Gegenwart. Nach "The Childhood of a Leader" hat Brady Corbet seinen nächsten fantastischen Volltreffer gelandet, der dem Pop als sensible Coming-of-Age-Erzählung zunächst sein größtes Versprechen über die schillerndsten Oberflächen raubt und sich spätestens in der radikal anders gelagerten, zweiten Hälfte zu einer tragisch-überspitzten Beobachtung von der Vollendung der Traumatisierten hin zur von sich selbst entfremdeten Ikone beschreibt.
Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik
8,0
Mit "Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik" hat sich das Duo Hélène Giraud und Thomas Szabo selbst übertroffen: Während der visuelle Stil einmal mehr einmalig, wunderschön und skurril ist, kann vor allem die Geschichte auftrumpfen. Diese ist nun viel kleinteiliger, tiefer, emotionaler und hat zudem jede Menge wichtiger Botschaften im Gepäck, sodass für Groß und Klein kaum Wünsche übrig bleiben. Dieses einmalige Kinoerlebnis sollte sich niemand entgehen lassen.
Ad Astra - Zu den Sternen
8,5
Mit „Ad Astra – Zu den Sternen“ wagte sich auch James Gray an das Science-Fiction-Genre heran und nahm es mit Leichtigkeit mit den großen Weltraum-Filmen des letzten Jahrzehnts auf. Auf originelle Weise verbindet er künstlerische Bildsprache, spannungsgeladene Actionsequenzen und psychologische Charakterstudie, die den Zusammenprall von Materie und Materie, Mensch und Materie sowie Mensch und Mensch im Weltraum abbilden. Ein mutiger Film, der die Spannweite voll ausnutzt und damit den Weiten des Weltalls alle Ehre macht.
Avengers 4: Endgame
8,5
"Avengers Endgame" ist eine Gratwanderung zwischen Kreativität und Absurdität, Wagemut und Konvention, Mäßigung und Bombast. Die Russos haben das Ende einer Ära geschaffen, das vielfältiger kaum sein könnte. Mit viel Liebe für die Figuren, dem Herz am rechten Fleck und einem explosiven Abgang erhalten die Avengers den würdevollen Abschied, den sie verdienen. Ein Abschied, der sich richtiger kaum anfühlen könnte. In diesem Sinne bleibt nur noch zu sagen: Avengers, es war schön mit euch.
Beach Bum
8,5
Harmony Korine macht da weiter, wo er aufgehört hat: "Beach Bum" ist visuell einnehmendes und cleveres Kino, das eine subversive Ambivalenz entfaltet, die sich als Gegenentwurf zu dem im Vorfilm beschriebenen Lebensentwurf verstehen lässt, der desillusioniert und ad absurdum geführt wurde. Dabei wirft er andere Fragen auf, widmet sich jedoch den gleichen Themen. Es geht um Entmenschlichung, Ausbruch, Freiheit und Genuss.
Bis dann, mein Sohn
8,5
In Anbetracht der Einwirkung der chinesischen Staatskontrolle auf das Festivalprogramm ist bemerkenswert, Wangs tragische Zeitchronik überhaupt hier sehen zu können. Das vielschichtige Generationsdrama zieht seine emotionale Kraft aus einem starken Schauspielensemble und der elegischen Story, deren chronologisches Aufbrechen ihre universelle Ebene enthüllt. Die unscheinbare Tragödie der Hauptfiguren, deren Beziehung Fixstern des brüchigen Sozialkosmos bleibt, wird zur sarkastischen Parabel gegen übergriffige Politik, die weit über Familienplanung reicht. Vorab sagte Wang: “Zensur ist ein Dauerproblem. Aber es wird Kreativität nicht aufhalten und Filmemacher hindern, ihre Filme in Berlin, Cannes und Venedig zu zeigen.“ Bei Zhang Yimou Abschlussfilm hat sie es.
The Irishman
8,5
Martin Scorcese schließt den Kreis, den er vor über 40 Jahren mit Filmen wie „Hexenkessel“, „Taxi Driver“ oder „Goodfellas“ begann. Genüsslich zerlegt der Großmeister den Mythos, an dessen Schöpfung er selbst maßgeblich beteiligt war. Das wird nicht jeder Zuschauer über die volle Laufzeit durchhalten, strotzt aber nur so vor stilistischem Superlativ und inhaltlich tief bewegendem Realismus. „Live fast, Die young“ war einmal – „Live slow, Die old … and alone” ist alles was bleibt.
Midsommar
8,5
„Midsommar“ ist ein sensorisches Erlebnis. Ein Film der einen gefangen nimmt und dabei keinen Hehl daraus macht, was er vorhat. Durchdringend im Spiel seiner grandiosen Darsteller und den gleichsam wunderschönen wie (alp-) träumerischen Bildern, erschütternd in seinen radikalen Parts und allgegenwärtig befremdlich. Spätestens jetzt sollte man sich den Namen Ari Aster merken!
Parasite
8,5
Bong Joon-ho lässt es gewaltig krachen, mit "Parasite" ist ihm ein mitreißendes Meisterwerk über soziale Ungleichheit gelungen, das seine Zuschauer im ständigen Wechsel erheitert, schockiert oder zum Nachdenken animiert. Großes Kino!
Yuli
8,5
"Yuli" ist kein Biopic der üblichen Art, sondern ein phantasievoll und intensiv erzählter Film über Leidenschaften und Leidenswege, über Zwang und Freiheit und eine zutiefst ambivalente Vater-Sohn-Beziehung und nicht zuletzt über einen beeindruckenden Balletttänzer, der es aus den Straßen Havannas auf die ganz großen Bühnen der Welt schafft und der kubanischen Heimat doch immer verbunden bleibt – eindrucksvoll und absolut sehenswert.
Burning
9,0
Irgendwo zwischen Mystery-Thriller, Charakterdrama, Gesellschaftsstudie und Liebesdreieck angesiedelt, hat Lee Chang-dong mit "Burning" ein furioses Meisterwerk geschaffen, das sich über die zweieinhalb Stunden der Laufzeit hinweg langsam beim Zuschauer anschleicht und nach dem Abspann lange Zeit nicht mehr loslassen wird. Die mit dezent surrealen Entwicklungen gespickte Geschichte des Films ist mit schauspielerischen Nuancen und Bildern gespickt, die mitunter unvergesslich sind und ein Geflecht aus Eifersucht, Frustration, Einsamkeit und Begierde entfalten, das den Film passend zum Titel irgendwann in Flammen aufgehen lässt.
The Favourite - Intrigen und Irrsinn
9,0
Yorgos Lanthimos entdeckt die Emotionen. Anders als etwa in „Dogtooth“ oder „The Lobster“ verabschiedet sich der Regisseur in „The Favourite“ vom charakterlich prosaischen Tonus. Jetzt wird mit großen Gestus gearbeitet. Eine Kehrtwende seines Stils? Mitnichten. Die Geschichte der abtrünnigen Adeligen Abigail, die am Hofe der bipolaren und gichtverseuchten Queen Anne gegen ihre Cousine intrigiert, besitzt den typischen Lanthimos-Kick: Der Film ist bösartig, hinterlistig und darüber hinaus auch hinreißend amüsant. Ein köstliches wie grandioses Werk, dessen deutscher Beititel „Intrigen und Irrsinn“ wie die Faust aufs Auge passt.
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