Inhalt
Amerika im frühen 20. Jahrhundert: Ransom Pride (Scott Speedman), einer der bekanntesten wie wildesten Outlaws jenseits der Grenze, wird in Mexiko bei einem Feuergefecht tödlich verwundet, nachdem er einen unschuldigen Priester getötet hat. Einzig die Prostituierte Juliette Flowers (Lizzy Caplan) bleibt zurück, die nun nur noch einen Gedanken kennt: Ihren einstigen Eid erfüllen, in dem sie den Leichnam von Ransom zurück nach Texas bringt. Da jedoch eine mysteriöse wie gefährliche Frau (Cote de Pablo) die Leiche beansprucht, gibt es für Juliette hierbei nur einen Weg. Sie muss den Bruder von Pride, Camp Pride (Jon Foster), dazu bringen, mit nach Mexiko zu reisen, um Ransom aus der Obhut der Schamanin zu befreien. Der gottesfürchtige Reverent Early Pride(Dwight Yoakam) jedoch, will nicht, dass sein verfluchter und gottesloser Sohn zurück nach Hause kehrt und damit seine tote Frau entehrt. So schickt er Juliette im Wahn zwei tödliche Killer auf den Hals (W. Earl Brown, Jason Priestley), die der Sache ein jähes Ende bereiten sollen. Eine mörderische Jagd durch die kargen Steppen Texas beginnt…
Kritik
Ein toter Outlaw, eine apokalyptische wie biblische Grundstimmung sowie eine fast schon anarchistische Geschichte rund um Vergebung, Rache, Opferbereitschaft und Tod. Gerade dies sind die Zutaten, die eigentlich einen Western genau zu dem machen, was er im düsteren Kern darstellen soll: Einen Film über den Aufbruch, die Gewalt, die niederen Instinkte des Menschen sowie die gleichzeitige Suche nach Erlösung und Frieden. Dies zumindest konnte 2007 Regisseur Paul Thomas Anderson mit dem eindringlichen wie bildgewaltigen There Will Be Blood bereits perfekt in Szene setzen und somit die unnachgiebige Suche nach Öl zu einem Drama sondergleichen machen. Und auch bereits der Kult-Western Keoma aus dem Jahr 1976 gab sich der Endzeitstimmung des Spätwestern hin und erschuf so eine bedrückende wie melancholische Stimmung, derer man sich nicht entziehen konnte. Nun folgt auch Regisseur Tiller Russell (der zuvor einzig Dokumentationen drehte) mit seinen Spielfilmdebüt Der letzte Ritt des Ransom Pride genau diesen Paradigma und präsentiert einen gar schon Alptraum- wie Horrorhaften Neo-Western, der ebenfalls die tiefsten Abgründe des Menschen offenbart. Doch während die Story durchaus zu überzeugen weiß, kann der blutige Film rund um einen zu erfüllen Eid nicht ganz an die oben genannten Werke anknüpfen. Zu sehr spielt Regisseur Tiller Russell, der auch das Drehbuch schrieb, mit den Sinnen, zu oft verliert sich das Werk in Pseudophilosophie und letztlich bleiben auch die vielen B-Movie Elemente zu halbgar, sodass der eigentliche Wahnsinn hinter der Geschichte auf der Strecke bleibt.
Dabei hätte Der letzte Ritt des Ransom Pride durchaus das Potenzial gehabt, ein wahrer Kultfilm zu werden. Denn immer wieder gelingt es Regisseur Tiller Russell mit seiner soliden Story zu überraschen, zu beindrucken und vor allem eine blutige apokalyptische Grundstimmung zu erzeugen, die durchweg fesselt. Während so Juliette Flowers unnachgiebig ihr Ziel verfolgt (leider nur unpassend und blass von Lizzy Caplan gespielt), begegnet sie in den zerfallen Städten Wegbegleitern (die schräger und interessanter kaum sein könnten), schießt sich furios durch ganze Gegnerscharen und zeigt mehr als einmal ihren männlichen Kollegen, wie man sich durchbeißen kann. Doch umso mehr die Geschichte voranschreitet, umso mehr werden auch die vielen handwerklichen Mängel erkennbar. Denn der Einsatz von intensiven Farben, gestreuten Horror-Elementen, einem rockigen störenden Sound, Farbfiltern, grellen Überschneidungen, schnellen Schnitten, einer Wackelkamera, schwarz-weiß-Szenen und plötzlich aufkommenden Bildern sowie Geräuschen, stören immer wieder den Erzählfluss, was jegliche Atmosphäre im Keim erstickt. Was modern wirken soll (der Western selbst lebt von seinen modernen Elementen wie Autos oder Motorädern), verstimmt so von der ersten Minute an, wodurch schnell der Spaß, ähnlich wie die Figur des Ransom Pride, zu Grabe getragen wird. Letztlich sorgen dann ebenfalls die vielen müde gesprochenen Dialoge und schlechten schauspielerischen Leistungen dafür, dass nach rund zehn Minuten das Interesse auf ein Nullniveau sinkt. Effekthascherei sowie effektvolle Inszenierung wechseln sich schließlich ab, bis auch der letzte Zuschauer in dem Wahnsinn aus kryptischen Bildern und rätselhaften Horrorelementen den Faden verliert. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen, was vornehmlich auch dafür sorgt, dass selbst der Auftritt von Kris Kristofferson (der durchaus bemüht ist) in der visuellen Flut untergeht. Schade, denn andersartige Western sind heute rarer denn je.
Fazit
"Der letzte Ritt des Ransom Pride" ist anarchistisch, apokalyptisch, biblisch sowie dreckig und düster in jeder Hinsicht. Doch angesichts einer viel zu poppigen Inszenierung und massiver kryptischer Bilder, verliert sich die Story in den Wirren des Wahnsinns, der eigentlich die Geschichte voran treiben sollte. Was bleibt ist ein belangloser wie schlecht getimter Neo-Western, der leicht hätte auch Kult sein können. Schade, doch Ransom Pride bleibt wohl für immer begraben.
Autor: Thomas Repenning