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Inhalt

Im viktorianischen Zeitalter, zur Zeit der Jahrhundertwende, lernen sich die konkurrierenden Magier Robert Angier und Alfred Borden kennen. Aus freundschaftlicher, jugendlicher Konkurrenz erwächst jedoch bald etwas wesentlich Schlimmeres, denn nicht nur neidet jeder dem Anderen das Talent, Roberts Frau stirbt auch bei einem von Alfreds risikobewehrten Tricks. Über Jahre belauern und bekämpfen sie sich gegenseitig und reißen damit ihr gesamtes Umfeld in die Tiefe, nur um hinter die Tricks des jeweils anderen zu kommen. Dabei schrecken die beiden am Ende nicht einmal vor Mord zurück, denn das "Prestige", der unglaubliche letzte Teil eines perfekten Zaubertricks, ist jeden Einsatz wert...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ein Zaubertrick setzt sich aus drei entscheidenden Phasen zusammen: In der ersten Phase zeigt der Magier dem Publikum etwas ganz und gar Gewöhnliches, etwa ein Kartenspiel, ein Kaninchen oder eine Person. Das Publikum darf das Objekt oder Subjekt nun inspizieren, um für sich festzustellen, dass alles der Normalität entspricht – obwohl genau das nicht der Fall ist. In der zweiten Phase geschieht der Effekt: Der Magier nimmt das Gewöhnliche und lässt damit etwas Außergewöhnliches geschehen, das Kartenspiel, das Kaninchen oder die Person verschwinden. Das Publikum sucht nun nach einer Antwort, die es nicht finden wird, weil sie nicht hinschauen und sich täuschen lassen wollen. In der dritten Phase, dem schwierigsten Teil des Zaubertricks, kommt es zum Prestige, denn das Verschwinden allein ist nicht das Atemberaubende, sondern das Zurückbringen.

Regisseur Christopher Nolan (The Dark Knight), der zusammen mit seinem Bruder Jonathan Nolan (Westworld) auch das Drehbuch zu Prestige – Die Meister der Magie schrieb, hat diese drei Phasen in seiner Ägide vollkommen verinnerlicht und verarbeitet die Geschichte um die konkurrierenden Illusionisten Robert Angier (Hugh Jackman, Logan – The Wolverine) und Alfred Borden (Christian Bale, Vice – Der zweite Mann) nach exakt diesem eingangs erläuterten Regelwerk. Dabei beginnt alles mit eben jenen Männern, deren Profession die wundersame Welt der Zauberei ist. Anfangs noch in gemeinsamer Sache von Vorstellung zu Vorstellung unterwegs, ereignet sich auf der Bühne alsbald eine Katastrophe, die das Verhältnis von Angier und Borden nicht nur für immer entzweit, sondern die Gefühlswelten der beiden Rivalen von nun an mit archaischen Empfindungen wie Neid und Rache erfüllt.

Wie wir schon zu Anfang des Filmes erfahren, wird es zu einer weiteren Katastrophe kommen. Die Frage, die Prestige – Die Meister der Magie dem Zuschauer allerdings offeriert, ist nicht, wie es soweit kommen konnte, sondern, was danach passieren wird. Arrangiert auf verschiedenen Zeitebenen forciert Christopher Nolan eine temporeiche, unchronologische Narration und verleitet den Zuschauer genau zum gegenteiligen Betragen, welches Alfred Borden immer wieder appellierend unterstreicht: Wir sollen genau hinsehen, aber wir wollen uns hinter das Licht führen lassen. Wir wollen begeistert, verzaubert, betrogen werden. Prestige – Die Meister der Magie offenbart sich als großes, detailreiches, ja, komplexes Vexierspiel über den teuren Preis, den jeder Mensch irgendwann zwangsläufig bezahlen muss, wenn er etwas Besonderes, Einzigartiges für sich beanspruchen möchte. Und genau dort offenbart sich eine famose Meta-Ebene.

Denn das Erfinden von Illusionen, das große Handwerk der Täuschung, die Macht der Manipulation: Genau darum geht es auch bei der Kunst des Filmemachens. Christopher Nolan, der aufgrund seines Anspruchs, das hochwertig produzierte Unterhaltungskino auch immer mit einer intellektuellen Note auszustaffieren, nur zu gerne als Blender tituliert wird, entwirft mit Prestige – Die Meister der Magie also eine Parabel über die Meisterschaft des Blendens und damit über das zerstörerische, von Obsessionen vergiftete Gewerbe der Magie (respektive Filmemachens). Das Beeindruckende an diesem Film ist, dass er Überwältigung nicht nur gestaltet, sondern sie auch immerzu im selben Augenblick hinterfragt und dabei ein überraschend ergreifendes Psychogramm zweier Gegenspieler anfertigt, deren Leben vollends von der Selbstaufgabe für die Zauberei in Beschlag genommen wurde. Alles andere, bis hin zur Liebe, ist nur Beiwerk.

Um das Unmögliche möglich zu machen, um die wahre Natur der Magie zu durchdringen, machen sich Robert Angier und Alfred Borden nicht nur die Hände schmutzig, sie überschreiten in vollem Bewusstsein ihres brutalen Handelns ethische Grenzen. Der Vertrauensverbund, der zwischen Illusionisten eigentlich besteht, ist hier ein seidender, mit Blut getränkter Faden, der bereits von Anfang an gerissen war. Mit Christian Bale, der gegen Ende wohl für den größten Gänsehautmoment des gesamten Filmes sorgt, und Hugh Jackman besitzt Prestige – Die Meister der Magie zwei hochkarätige Darsteller an vorderster Front, der in der Lage sind, den tiefen Zwiespalt, die ewige Rastlosigkeit im Inneren ihrer Charaktere schauspielerisch adäquat zu porträtieren, während Michael Caine (Harry Brown), David Bowie (Begierde) und Scarlett Johansson (Under the Skin) aus der zweiten Reihe glänzen.

Fazit

Mit "Prestige – Die Meister der Magie" inszeniert Christopher Nolan einen brillanten Film über die zerstörerische Macht der Täuschung. Dabei geht es nicht nur um die volle Hingabe für Natur der Zauberei, die zwei Männer in einen von Neid und Rache angetriebenen Wettstreit schickt. Es geht auch um die Kunst des Filmemachens, mit der sich Christopher Nolan durchgehend auf der Meta-Ebene auseinandersetzt. Das ist clever, komplex, hochspannend und formidabel gespielt. Ein famoser Film.

Kritik: Pascal Reis

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