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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Netflix

Inhalt

Howard Ratner ist ein charismatischen Juwelier aus New York City, der immer auf der Suche nach der nächsten großen Partitur ist. Als Howard eine Reihe von High-Stakes-Wetten abschließt, die zum Glücksfall seines Lebens führen könnten, muss er einen prekären Hochseilakt vollziehen, bei dem Geschäft, Familie und eingreifende Gegner auf allen Seiten in Einklang gebracht werden müssen, um den endgültigen Sieg zu erzielen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wenn uns Good Time vor zwei Jahren etwas beibringen sollte, dann, dass Kino von Benny und Josh Safdie (Heaven Knows What) keinen Stillstand kennt. Oder besser noch: Es erlaubt sich schlichtweg keinen Stillstand. Robert Pattinson (Der Leuchtturm) unterwarf sich in diesem großartigen New-Hollywood-Erben einem sagenhaft hysterischen Bewegungspflicht, die dem Zuschauer über eine Laufzeit von gut 100 Minuten eindrücklich aufzeigte, welch pulsierender Gefühlscocktail aus Übermüdung, Dauerstress und Adrenalin-übersteuerter Dynamik entstehen kann. Der schwarze Diamant, das neue Werk der Safdie Brothers, welches in Deutschland unverständlicherweise nur über den Streamingdienst Netflix veröffentlicht wurde, setzt erneut an dieser inszenatorischen Marschroute an und veranschaulicht auf beflügelnde Art und Weise, wie faszinierend körperliche Anstrengungen sein können. Genau das ist Der schwarze Diamant nämlich: Ein auslaugender, absolut brillanter Kraftakt.

Im Zentrum der Geschichte steht dieses Mal der jüdische Juwelier Howard Ratner (Adam Sandler, Punch-Drunk Love), dessen Leben von der gefahrenträchtigen Dichotomie zwischen Sieg und Niederlage bestimmt wird. Howard nämlich ist wettsüchtig, was ihm nicht nur einen gewaltigen Schuldenberg eingehandelt hat und damit auch die ständige Gegenwart einiger Inkasso-Schläger, mit denen überhaupt nicht zu spaßen ist. Er hat auch seine Ehe weitestgehend gegen die Wand gefahren. Ein schwarzer, unheimlich wertvoller Opal, den Howard sich auf fragwürdigen Weise aus einer äthiopischen Mine einfliegen lassen hat, soll dem Großteil seiner Misere ein Ende setzen – doch das Chaos nimmt an dieser Stelle erst seinen Lauf. Bereits die Eröffnungssequenz unterstreicht das schöpferische Genie, mit dem die Safdie Brothers uns hoffentlich noch viele Jahre beglücken werden.

Da dringt die Kamera erst geschmeidig in das sphärische Universum an Farben ein, welches sich im Inneren des kostbaren Edelsteins befindet, um daraufhin geradewegs im schlierigen Kolon von Howard Ratner anzukommen, der sich gerade einer Darmspiegelung unterziehen muss. Juden und Darmkrebs, ihr wisst schon. Allein dieser Einfall und dessen exzellente Umsetzung geben Der schwarze Diamant Aussicht auf die renommierte Position eines modernen Klassikers. Was danach folgt, ist ein 135-minütiger Rauschzustand; ein panischer Bewegungsdrang, immer ganz nah am Herzinfarkt. Howard gehört zu den Menschen, die es lieben, alles auf eine Karte zu setzen. Er liebt das Risiko, obwohl er sich vollkommen im Klaren darüber ist, dass ihm genau diese spielerische Waghalsigkeit irgendwann das Genick brechen wird. Und das ist in seinem Fall bestimmt nicht umgangssprachlich gemeint.

Der schwarze Diamant versteht sich als stetig vibrierender Abstieg in eine vollends verzockte Welt, deren inhärente Spielregeln wohl niemand wirklich versteht, sollte es überhaupt welche geben. Genau dieser nebulöse Umstand aber definiert ihren grenzenlosen Reiz und befeuert Howards existenzialistische Hezjagd nach dem großen Coup unaufhörlich. Howard indes liebt diese explosive Atmosphäre zwischen Leben und Tod; diese von Triumph und Verlust geschwängerte Luft, die ihn jeden Tag aufs Neue zum großen Macker oder zur ärmsten Sau im Diamond District von Manhattan erklären kann. Deswegen feilscht er, allein des Feilschen wegen. Deswegen schachert er, allein um des Schachern willen. Deswegen kennen ihn die Leute nicht nur aus durchtriebenes Wiesel, sondern auch als bemitleidenswertes, bisweilen lächerliches Zocker-Würstchen. Er möchte nicht nur mit einem Punkt, sondern mit dreißig Punkten Unterschied gewinnen.

Adam Sandler nutzt diese Bühne, die ihm die Safdie Brothers hier geboten haben und belohnt nicht nur sich, sondern auch die Zuschauerschaft mit seiner bisher wohl eindrucksvollsten Karriereleistung. Sein Howard Ratner ist ein semi-sympathisches Arschloch im Wett-Wahn, dem das Suchtfieber förmlich aus den Augen wütet. Verzweiflung und Euphorie standen sie selten näher als in der hiesigen Performance von Sandler. Darüber hinaus erweist sich Der schwarze Diamant natürlich als weitere Machtdemonstration der inszenatorischen Brillanz der Safdies. Wie organisch Schnitt, Kamera und der grandiose, teilweise an Tangerine Dream gemahnende Synthesizer-Soundtrack hier ineinander greifen, ist (natürlich ausschließlich positiv gemeint) beängstigend. Spätestens jetzt muss man die Gebrüder für die Zukunft auf dem Zettel haben, uns werden noch einige herausragende Parforceritte erwarten. Im besten Fall auch hierzulande auf der Leinwand.

Fazit

Mit "Der schwarze Diamant" liefern die "Good Time"-Macher Benny und Josh Safdie einen modernen Klassiker ab. Ein 135-minütiger Bewegungsrausch; ein panischer Rauschzustand, immer nah am Herzinfarkt gelegen. Adam Sandler darf in der Hauptrolle die Performance seines Lebens abrufen und allen Zweiflern einen weiteren, dicken Mittelfinger entgegenstrecken, während die Safdie Brothers in teilweise beängstigender Brillanz ihre inszenatorisches Gespür unter Beweis stellen. Fraglos einer der besten Filme des Jahres. Eine echte Erfahrung. Im besten Sinne anstregend. Wow.

Kritik: Pascal Reis

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