5.9

MB-Kritik

Belle 2021

Sci-Fi, Adventure, Drama, Fantasy, Animation

5.9

Kaho Nakamura
Ryo Narita
Shôta Sometani
Tina Tamashiro
Lilas Ikuta
Ryoko Moriyama
Michiko Shimizu
Fuyumi Sakamoto
Yoshimi Iwasaki
Sachiyo Nakao
Tomoyuki Morikawa
Mamoru Miyano
Sumi Shimamoto
Koji Yakusho
Ken Ishiguro
ermhoi

Inhalt

Nach dem Tod ihrer Mutter hat die 17-jährige Suzu (Kaho Nakamura) nicht nur ihre Gesangsstimme, sondern auch ihre Lebenslust verloren. Ihr fürsorglicher Vater  (Kôji Yakusho) und ihr Kindheitsfreund Shinobu (Ryo Narita) versuchen vergeblich, zu ihr durchzudringen. Ihre Schüchternheit überwinden kann Suzu nur in der faszinierenden Online-Universum von "U". Hier schlüpft sie in die Rolle des  wunderschönen Popstars Belle, die mit ihren gefühlvollen Songs Millionen  Follower begeistert. Als ein für seine Kämpfe berüchtigter Drachen-Avatar Belles größtes Konzert in der Welt von U stört, spürt sie instinktiv, dass beide verwandte Seelen sind. Doch wer steckt hinter der Kreatur, die andere User jagen und "das Biest" nennen?  Und wie soll Suzu jemand anderem helfen, wenn sie nichteinmal ihren eigenen Ängste entgegentreten kann?


Kritik

Dramaturgische Unentschlossenheit und ein Hang zum Übererzählen sind fast schon charakteristisch für Mamoru Hosoda (Mirai - Das Mädchen aus der Zukunft) - genau wie ausdrucksstarke Bilder voll subtiler Details und eine Vorliebe für anspruchsvolle Themen. In seinem dritten Autoren-Anime drängen sich von Zweiten so viele, dass sie die äußerlich schlichte Handlung bisweilen zu erdrücken drohen. Belastende Familienverhältnisse, traumatische Verlusterfahrungen, Verunsicherung und die Schattenseiten eines virtuellen Wunderlands, in dem Selbstzweifel und Sorgen vorübergehend vergessen sind, bestimmen die Entwicklung der jungen Heldin (Kaho Nakamura). 

Das surreale Abenteuer der verschlossenen Oberschülerin Suzu ankert trotz zahlreicher futuristischer und fantastischer Elemente fest in der Wirklichkeit. Fiktiv ist nur die Online-Community namens „U“, in der wortwörtlich alle Welt einen Avatar hat. Dieses alternative Ich wird zwar in einer Überwachungshorrorvision beiläufig als Ausdruck der User-DNA erklärt, ist aber vielmehr eine Reinkarnation der Psyche, die verbogene Fähigkeiten und Seelenschmerzen enthüllt. Von beiden hat Suzu reichlich und ist damit in U nicht die Einzige. 

Der spielerisch märchenhafte und mythische Motive verknüpfende Plot zeigt mit sich von der verbreiteten Technikfeindlichkeit angenehm abhebenden Idealismus die Onlinesphäre als Zufluchtsort, an dem isolierte Menschen Gleichgesinnte, Identifikationsfiguren und Unterstützung finden können. Dennoch ignorieren die nur vermeintlich vorhersehbaren Handlungswege nicht die Gefahren der schillernden Illusion, die Hater, Täuscher und selbsternannte Ordnungshüter hervorbringt. Jede Herausforderung, die Suzu in Gestalt der J-Pop-Sensation Belle annimmt, führt näher zur dramatisch und psychologisch gleichermaßen überzeugenden Vereinigung der Gegenwelten.

Fazit

Wechselhaft und übersprudelnd wie das Digitaluniversum, in dem die unscheinbare Protagonistin zum Popstar avanciert, ist auch die Geschichte des visuell berauschenden Animes. Dessen harsche Themen hüllt Mamoru Hosoda in phantasievolle Metaphern. Deren differenzierter Optimismus setzt einen aufgeklärten Gegensatz zur plump-pädagogischen Panikmache vor der Schädlichkeit moderner Medien. Begleitet von den hitverdächtigen Popsongs von Millennium Parade überwinden die bemerkenswert autoritätskritische Message und authentischen Charakterzeichnungen auch strukturelle Schwächen der von Kunstmärchen und Science-Fiction inspirierten Parallelwelt-Parabel.

Autor: Lida Bach
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.