Inhalt
Anfang der 80er Jahre hält sich der sympathische Draufgänger Barry durch raffinierte Schmuggeleien neben seinem Job als Pilot gut über Wasser. Kompliziert wird es, als er zu seiner eigenen Überraschung von der CIA rekrutiert wird, um an verdeckten Operationen in Südamerika mitzuarbeiten. Schnell stellt Barry fest, dass sich auch mit der Gegenseite durchaus lukrative Geschäfte machen lassen. Schon bald verstrickt er sich immer tiefer in dubiose Machenschaften zwischen CIA, FBI, Guerrilla-Kämpfern in Nicaragua und dem kolumbianische Kartell um Pablo Escobar. Ein irrwitziges Abenteuer als Waffenschmuggler, Drogenhändler und verdeckter CIA-Agent beginnt, das Barry zu einem der reichsten Männer der USA macht. Doch wohin mit dem ganzen Geld?
Kritik
Es gibt wahre Geschichten, für die Drehbuchautoren eigentlich nur dankbar sein können. Die von Pilot Barry Seal, der während der Hochphase des kolumbianischen Drogenhandels für die Koks-Könige (u.a. Pablo Escobar) schmuggelte und zeitgleich außerdem für den CIA arbeitete, ist so ein Fall. Als fiktive Handlung würde man sie wohl als zu konzipiert, übertrieben und schlicht und ergreifend unrealistisch abtun. Als historische Begebenheit offenbart die Geschichte aber alles, was ein gut unterhaltender Film bieten sollte: Eine interessante Hauptfigur, ein gelungener Spannungsbogen und die Erkenntnis, dass selbst absurdeste Dinge möglich sind.
Dieses Gesamtpaket wird dazu von der flotten und stilistisch sauberen Inszenierung von Doug Liman komplettiert, der nach Edge of Tomorrow erneut mit Tom Cruise zusammenarbeitet, der hier zwar erneut sein Sonnyboy-Image pflegt, aber anders als im Flop Die Mumie verkommt es hier nicht zum öden Exzess. Seine Darstellung bleibt trotz allem Zahnpastalächeln stets menschlich und es ist gerade diese Charakterisierung, die dazu führt, dass viele Szene des Films erst richtig kraftvoll wirken. Wobei Barry Seal - Only in America keine Produktion ist, die sich selbst so ernst und wichtig nimmt. Mit den Werkzeugen der satirischen Übersitzung und ironischen Stichelei wird zum einen die Zeitepoche immer wieder als ambivalent entlarvt, zum anderen wird die wirklich absurde Situation, in der sich der Titelheld befindet, als schlechter Witz präsentiert.
Barry Seal - Only in America ist also ein durch und durch kurzweiliger, wunderbar konsumierbarer und dabei wirklich nicht dummer Unterhaltungsreigen, der das Publikum durchaus fassungslos zurück lassen könnte. Doch darauf zielt Liman nicht ab. Viel mehr setzt er auf eine Art Verwunderungs-Effekt. Irgendwann lösen die einzelnen Fäden mit den Seal agiert nur noch Verblüffung aus. Dass dahinter im Grunde nur die typisches Geschichte einer Figur steht, die dank Glück, Zufall oder Schicksal (letzteres schließen wir mal aus) an die richtige, bzw. falschen Kontakte gerät und damit zu schmutzigen Reichtum kommt, ist verzeihlich. Vor allem wenn es eben so einnehmend dargeboten wird wie hier. Außerdem verzichtet Barry Seal - Only in America weitestgehend darauf seine Titelfigur zu läutern. Der Barry am Ende des Films, ist zwar nicht mehr der gleiche wie zu Beginn, oder zur Hochphase seines Schaffens, aber dem Zuschauer wird keine allzu große, moralische Botschaft vor die Stirn geknallt, kurz bevor der Abspann einsetzt. Erfrischend.
Ohne Schwächen ist Barry Seal - Only in America aber dann auch nicht. Das größte Vergehen den Films ist, dass er oftmals mit seinem eigenen Potenzial protzt, aber es teilweise komplett verschläft, wirklich einzusetzen. Vor allem bei den Nebenfiguren ist das deutlich zu erkennen. So wird z.B. plötzlich ein Kleinstadt-Sheriff (Jesse Plemons, Fargo) eingeführt und welche Aufgabe dieser innerhalb der Handlung haben wird, wird von Liman szenisch sehr klar aufgezeigt. Doch was dann folgt ist wirklich enttäuschend! Wie die meisten Nebenfiguren mit Potenzial dieser Produktion wird er einfach fallen gelassen. Er hätte so viel mehr beitragen können. Er wäre quasi die ideale Spiegelung von Barry Seal gewesen. Daraus hätte Liman und sein Drehbuchautor Gary Spinelli (Stash House) wirklich eine Menge machen können. Warum sie es nicht taten? Keine Ahnung. Vielleicht gibt es ja irgendwann einen Extended Cut? Sollte es den geben und er eben genau dieses Problem löst, hätte Barry Seal - Only in America durchaus die Chancen in seiner Bewertung noch ein gutes Stück höher zu rutschen.
Fazit
Eine einnehmende Geschichte, verpackt in eine flotte, ironisch fixierte, aber niemals alberne, Inszenierung und Tom Cruise in Bestform machen aus „Barry Seal - Only in America“ ein durchaus stimmiges Gesamtpaket. Dass der Film immer wieder mit seinem vorhanden Potenzial protzt, dieses aber leider nie wirklich konsequent zu nutzen vermag ist der wohl der größte Makel dieses dennoch empfehlenswerten Biopics.
Autor: Sebastian Groß