Erwähnungen
Die filmischen Geheimtipps des Jahres 2025
Alle Must-Sees auf Netflix, Hulu, Amazon und der Leinwand abgegrast und ratlos, was als nächstes geguckt werden soll? Bevor die Feiertage zu Filmentzug führen oder irgendwer die alten Brettspiele rauskramt, liefert euch diese Liste eine Auswahl der kleine(re)n, aber feinen Produktionen, die zwischen Blockbuster-Flut und Serien-Sumpf allzu leicht untergehen. Von Dokus über Dramen bis hin zu Festival-Feinkost gibt es hier die Geheimtipps des letzten Jahres!

Bring Her Back
„Bring Her Back“ zählt zu den eindrucksvollsten Horrorfilmen der letzten Jahre – nicht wegen übernatürlicher Rituale oder aufdringlicher Schockeffekte, sondern weil er den Schmerz mit erschütternder Ernsthaftigkeit behandelt.

John Candy: I like me
Eine berührende Doku-Überraschung über einen der größten Komiker Hollywoods: John Candy: I Like Me wirft einen intimen Blick auf das Leben und die Karriere des Canadian-Comedy-Legenden John Candy – von seinen Anfängen beim Fernsehen über Hits wie Planes, Trains and Automobiles bis zu seinem viel zu frühen Tod mit 43 Jahren. Regisseur Colin Hanks (mitproduziert von Ryan Reynolds) nutzt seltene Archivaufnahmen, private Videos und ausführliche Gespräche mit Familie und Kolleg:innen wie Steve Martin, Dan Aykroyd, Bill Murray & Co., um Candy als liebevollen Vater, sensiblen Menschen und unverwechselbares Talent zu zeigen. Warmherzig, nostalgisch und zugleich ehrlich – ein emotionaler Fund für alle, die über den Spaß hinaus verstehen wollen, warum John Candy bis heute so geschätzt wird.

Dangerous Animals
Nicht nur der Titel ist eine amüsante Anspielung an Ernest B. Schoedsacks und Irving Pichels Horror-Klassiker "The Most Dangerous Game", der den Menschen als gefährlichstes Raubtier ausmacht. Jai Courtenay personifiziert als megalomanischer Mörder menschliche Hybris gegenüber der Natur. Die Haie zeigt die angespannte Kamera meist nur als Schatten im Wasser - aus gutem Grund, wie eine unglaubwürdige CGI-Attacke zeigt. Doch solche Patzer sind Ausnahmen in einem grundsoliden Genrewerk. Das profitiert vom exzellent aufgelegten Cast, nervenaufreibender Atmosphäre und bissigem Humor - letztes wortwörtlich.

Lurker
Alex Russells bissige Spielfilm-Debüt wirft einen enthüllenden Blick auf die gefährliche Faszination von Popularität und Erfolg. Seine doppelbödiger Mix aus Psychothriller, Pop-Satire und Freundschaftsdrama untersucht die destruktive Synergie klassistischer Strukturen und toxischen Narzissmus. Der bitterböse Witz trifft nie die authentischen Charaktere, deren Machtverhältnisse beständig wechseln. Pellerin glänzt als ambivalenter Titel(anti)held, dessen Verunsicherung so glaubwürdig ist wie seine soziopathischen Züge. Der narrative Soundtrack ist wie einige dramaturgische Cues mitunter zu plakativ, aber zu unterhaltsam, um sich daran zu stören.

Train Dreams
Elegische Atmosphäre, stimmungsvoller Soundtrack und ein exzellenter Cast machen den Mangel an Handlung in Clint Bentleys epochalen Historiendrama vergessen, solange Adolpho Velosos grandiose Kameraarbeit das Publikum gebannt hält. Anders die verstaubten Gender-Rollen und eine fadenscheinige Rassismus-Kritik, die suggeriert, die Gewissensbisse einer weißen Person seien relevanter als die direkte Betroffenheit eines asiatischen Menschen. Diese ambivalenten Zwischentöne und die mäandernde Struktur untergraben die visuelle Pracht der kontemplativen Saga über die Ausbeutung, Grausamkeit und Entbehrung, die in Sinnbilder des Fortschritts eingemeißelt sind.

Viet und Nam
Ein außergewöhnliches Arthaus-Drama aus Vietnam/Philippinen über Liebe, Arbeit und Abschied: Zwei junge Bergleute, Nam und Việt, teilen unter Tage nicht nur den harten Alltag im Kohlebergwerk, sondern auch eine zarte Beziehung – bis Nam von der Hoffnung auf ein besseres Leben im Ausland getrieben wird. Vor seinem Abschied machen sie sich gemeinsam auf die Suche nach Nams vermisstem Vater, und der Film wird so zu einem tiefen, atmosphärisch dichten Porträt von Sehnsucht, Verlust und den Schatten der Geschichte. Der auf 16 mm gedrehte, hypnotische Film feierte bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere und ist ein leiser, bewegender Geheimtipp jenseits des Mainstreams.

The Secret Agent
Zeitungspapier auf dem Gesicht eines erschossenen Auftragskillers, das von Dutzenden Toten während der Karnevalsfeiern berichtet. Ein Filmpalast, der Jahrzehnte später zur Blutbank wird. Ein Eröffnungstext, der systemischen Terror als „Schabernack“ bezeichnet. Kleber Mendonça Filhos verschachtelter Agentenkrimi findet seinen genuinen Ton in hintersinnigen Verweisen auf das Netzwerk aus Korruption und Gewalt, das unter der ausgelassenen Atmosphäre lauert. Die überkonstruierte Struktur ächzt indes unter dramaturgischem Ballast, den der überzeugende Cast und energetische Soundtrack kaum tragen können.

Caught by the Tides
Mit „Caught by the Tides“ liefert Jia Zhangke den destillierten, thematischen Schlüsselfilm zu den Themen seines Gesamtwerkes. Nahezu ohne direkte Dialoge oder narrative Konstrukte ergibt sich in dieser experimentellen Collage ein nicht immer einfach zugängliches, aber von elegischer Emotionalität geprägtes Porträt einer dahin driftenden Generation, die eines Tages von der Zukunft überrascht wurde.

The Perfect Neighbor
Die Anfänge des Nachbarschaftsstreits, den Geeta Gandbhir innovative Reality-Doku auf nervenaufreibende anderthalb Stunden kondensiert, wirken fast absurd komisch. Um so erschütternder ist die brutale Wendung, die exemplarisch die Eskalation trügerisch trivialer Situationen vorführt. Waffenbesitz, ein Rechtssystem, das Menschen abhängig von ihrer Hautfarbe richtet, sind ebenso essenzielle Themen wie Alltagsdiskriminierung. Ajike Owens Mord - denn das war er, auch wenn das Gericht nur um Totschlag befand - ist kein Einzelfall. So ist der Schlussakt, der die Unmittelbarkeit des Found Footage zurücklässt, auch als Appell zum Kampf für Bürgerrechte und gegen Legislativen, die sie untergraben sollen.

Deaf President Now!
Die ebenso effektiven wie gewitzten Mittel der titelgebenden Bewegung dienen Nyle DiMarco offenbar als Inspiration für die sensorischen Stilmittel seiner fesselnden Revolutionschronik. Gemeinsam mit „An Inconvenient Truth“-Regisseur Davis Guggenheim kreiert DiMarco, selbst Aktivist für gehörbeeinträchtigte Filmschaffende, ein organisches Zeitbild von beeindruckender Unmittelbarkeit. Berichte der Schlüsselpersonen und dramatisch arrangiertes Film-, Ton-, und Bildmaterial lassen den historischen Moment greifbar werden. Die Orientierung an hörbeeinträchtigter Wahrnehmung entrückt hörende Zuschauende der privilegierten Position, die sie gewohnt sind. Faszinierend, bewegend und unterhaltsam wie ein Spielfilm!

Neighborhood Watch
Ein unterschätzter, knapper Crime-Thriller aus den USA: Simon (Jack Quaid) ist überzeugt, eine Entführung beobachtet zu haben, doch weder Polizei noch Nachbarn nehmen ihn ernst. Also zieht er seinen mürrischen Nachbarn Ed (Jeffrey Dean Morgan), einen pensionierten Sicherheitsmann, zurate – und gemeinsam stolpern sie in ein viel tieferes Verbrechen als gedacht. Ruhig inszeniert, dicht erzählt und getragen von zwei starken Hauptdarstellern, ist dieser 92-Minüter ein kleiner, lohnender Genre-Fund fernab der großen Streaming-Scheine.

The Ugly Stepsister
Eine kleine Insider-Information, erhalten von einer Person, die nach eigener Beschreibung „in the splatter zone“ der vermeintlichen Kotz-Attacke saß: Tatsächlich war chronische Übelkeit Grund des Vorfalls, den Shudder sogleich zu Werbezwecken vereinnahmte. Weit Übelkeit erregender als die fiesen Gore-Effekte der grandios ausgestatteten Inszenierung ist die darin gekonnt vorgeführte Mischung aus Sadismus, Sexismus und Schaulust. Geschliffenes Schauspiel und ein von Klassikern wie "Drei Haselnüsse für Aschenputtel" und "Cinderella" inspirierte Setting machen das subversive Spielfilm-Debüt zum makaberen Meisterstück.

Eden
In „Eden“ wird das Paradies zur Bühne menschlicher Abgründe – ein Ränkespiel aus Eitelkeit, Macht und Selbsttäuschung. Ron Howard inszeniert mit augenzwinkernder Boshaftigkeit, wie die Flucht vor der Gesellschaft genau jene Triebe entfesselt, denen sie zu entkommen sucht. Campig, bitterböse, auf reizvolle Weise plakativ sowie hervorragend gespielt und äußerst unterhaltsam.

Freaky Tales
"Freaky Tales" ist kein Film für jedermann, aber ein wilder Liebesbrief an die 80er, der vor Energie und Ideen nur so sprüht. Wer sich auf das episodische Chaos und den wilden Genre-Mix einlässt, erlebt einen der eigenwilligsten und zugleich coolsten Anthologiefilme der letzten Jahre.

Wick is Pain
„Wick is Pain“ verspricht die wahre Geschichte hinter dem John Wick-Franchise und taucht dafür tief in die Materie ein. Angefangen mit der Karriere des Masterminds hinter dem ganzen Projekt, Chad Stahelski, über seine Mitstreiter bis hin zu den Schwierigkeiten bei der Umsetzung des ersten Teils, erfährt man zugleich sehr viel über das Filmgeschäft selbst. Die Geschichte von John Wick ist ein wahres Hollywoodmärchen: von einem Low-Budget-Film, der noch nicht einmal für einen Kinostart vorgesehen war, zu einem Franchise, das immer noch mit neuen Geschichten aufwartet. Diese Erfolgsstory beleuchtet die Doku eingehend und lässt dabei viele Beteiligte zu Wort kommen und reserviert natürlich einen wesentlichen Teil für die Stuntperformances. Auch wenn man manchmal den Eindruck erhält, man schaue sich ein langes Making-of an, wird es nie langweilig, weil man gerade diesen tiefen Einblick in das Filmgeschäft und die diversen Stunts in der Filmreihe bekommt. „Wick is Pain“ weiß zu fesseln und ist mehr als reiner Fanservice.

Deep Cover
„Deep Cover“ ist eine kurzweilige, originelle Mischung aus Action, Comedy und Crime, getragen von einem spielfreudigen Ensemble. Bryce Dallas Howard, Orlando Bloom und Nick Mohammed harmonieren wunderbar und die Prämisse, Improvisatoren in Undercoverrollen zu schicken, sorgt für viele Lacher und originelle Momente. Ohne großen Anspruch, dafür mit Spaß und perfekt für einen lockeren Abend.

MadS - Im Rausch der Nacht
"MadS" ist ein sensorisch intensives Filmerlebnis, das mit formaler Raffinesse überzeugt, aber emotional auf Distanz bleibt. Regisseur Moreau erschafft einen faszinierenden, aber fordernden Albtraum, der mehr beeindruckt als mitreißt. Ein filmisches Wagnis, das man schätzen kann – aber nicht zwingend mögen muss.

Das Mädchen mit der Nadel
Das gespenstische Chiaroscuro von Michael Dymeks Kamerabildern und Jagna Dobesz‘ triste Szenenbilder verleihen Magnus von Horns atmosphärische Adaption des wahren Kriminalfalls einer sogenannten „Baby-Farmerin“, die von 1913 bis 1920 Dutzende Kinder ermordete, die alptraumhafte Ästhetik eines klassischen Gruselfilms. Den makaberen Reiz des schaurigen Szenarios untergräbt jedoch nicht nur ein latenter Drang zu ebene jenem dramatisch kritisierten Voyeurismus, sondern der bürgerlichen Bigotterie, die als entscheidende Mitursache des sozialen Schreckens zu identifizieren der ambivalente Plot unterlässt.

My Penguin Friend
My Penguin Friend – Ein herzerwärmendes Feel-Good-Drama, das auf einer wahren Geschichte basiert: Ein brasilianischer Fischer (Jean Reno) rettet einen verletzten, ölverschmierten Pinguin und formt mit ihm eine ungewöhnliche, lebensverändernde Freundschaft. Ruhig, emotional und voller Naturzauber erzählt der Film von Verlust, Hoffnung und der überraschenden Kraft tierischer Verbundenheit – ein kleiner Geheimtipp für alle, die abseits großer Blockbuster echte Gefühle suchen.

The Order
Nach dem Snowtown sein Heimatland und Nitram Tasmanien als paradox schönen Schauplatz einer sich beständig hochschraubenden Spirale einander katalysierender Gewaltakte und fanatischer Fixierung wählte, begiebt sich sein konspirativer Crime-Thriller ins verrottete Herzland, wo die weiß-suprematischen Wurzeln des heutigen Alt-Right-Amerika wuchern. Dezent, aber immer distinktiv erhöhen die historischen Parallelen und direkten Proto-Stadien zum aktuellen Rechtsextremismus die schwelende Spannung des präzisen Plots. Frei von einfachen Erklärungen und Entschuldigungen, verdeutlichen die Taten die alarmierende Ambitionen rechter Gruppierung.

Hundreds of Beavers
"Hundreds of Beavers" ist der wohl verrückteste Film der letzten Jahre (oder Jahrzehnte). Absolut kreativ, irrwitzig, überdreht, humorvoll, visuell einzigartig, brachial, dumpf und herrlich absurd. Eine wilde Achterbahnfahrt für Fans von Hau-Drauf-Humor mit einer Prise Filmreminiszenz, Slapstik-Einlagen und einer Geschichte, die gleichzeitig Sherlock-Bieber sowie Nordamerikas größten Pelzjäger beinhaltet. Ein Stummfilm-Angriff auf die Lachmuskeln. Ein Film der zeigt, was in Sachen Kino alles eigentlich so möglich ist. Unglaublich unterhaltsam und schon jetzt einer der Filme des Jahres. Schon jetzt Kult!

I, the Executioner
"I, the Executioner" ist an einigen Stellen leider etwas schwächer ausgefallen als noch sein starker Vorgänger aus dem Jahre 2015. Doch die Mischung aus Chaos-Polizei-Truppe, brachialer realistischer Action und einem grandiosen Gegenspieler weiß erneut zu gefallen und offenbart einen Action-Thriller, den sich Fans nicht entgehen lassen sollten.
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