Erwähnungen
Jahresrückblick 2022 - memorylab
Von siBBe in Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion 2022
am Samstag, 31 Dezember 2022, 12:00 Uhr
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DIE TOP 10 FILME 2022:
1. Aftersun
In Erinnerungen schwelgen, suchen und weinen: Ein aus VHS-Aufnahmen und Musik rekonstruierter Urlaub an der türkischen Riviera erzählt von einer Vater-Tochter-Beziehung, die nun die erwachsene Sophie reflektiert. Gleichzeitig fügt sich eine Coming-of-Age-Story der damals 11-jährigen in den Aufarbeitungsprozess ein, der sich nicht nur mittels genialer Motive dem mentalen Grabenkampf ihres damals 30-jährigen Vaters Calum annähert, sondern auch das traurigste Ende eines Films aus dem Jahr 2022 beinhaltet. Eine rührende Verewigung einer Trauerverarbeitung.
2. Memoria
Welche Klänge umgeben uns? Was assoziieren wir mit ihnen? Wie nehmen wir Musik wahr? „Memoria“ setzt sich mit der Mannigfaltigkeit des Hörens auseinander und kombiniert Akustik mit Spiritualität auf einer langsamen, dafür hypnotisierenden Entdeckungsreise mit Tilda Swinton in Kolumbien.
3. Nope
Ausgehend vom Beginn des Bewegbildes kritisiert Jordan Peele in seinem vielschichtigen Mystery-Horror die Sensationsgier, das Spektakel und den Unterhaltungskonsum von unbekannten Wesen, Tieren und Prominenten. Eine wahre Interpretations-Spielwiese quasi vor den Toren Hollywoods, die bewusst packend inszeniert wird mit einem maßgeschneiderten Soundtrack von Michael Abels, gelungenen Einstellungen und einem starken Sound Design.
4. Everything Everywhere All at Once
Dank effizienten Visual Effects haben die Daniels ein großartiges Sample- und Remix-Feuerwerk kreiert, das ihre Kraft aus den Karriere-Möglichkeiten der Waschsalonbesitzerin Evelyn (großartig verkörpert von Michelle Yeoh) schöpft und inmitten des Comedy-Kampf-Mixes ein feines Familiendrama über Enttäuschungen und Zusammenhalt erzählt.
5. The Batman
Mit dem einprägsamsten Theme des Jahres von Michael Giacchino zeigt DC den werten Bruce Wayne in seinen Anfängen und zeichnet ein dunkles Bild von Gotham City als korrupten Sumpf, in den die Farben regelrecht absaufen. Robert Pattinson spielt diesen Batman hervorragend und der fast dreistündige Krimithriller kann in seiner allumfassenden Finsternis kräftige visuelle und akustische Akzente setzen.
6. Moonage Daydream
Die Sternentor-Sequenz in den Kosmos von David Bowie: Mit elektrisierendem Sound, flüssigen Musikübergängen und furiosen Bildcollagen transformiert Brett Morgen den Kinosaal in ein Raumschiff und präsentiert Zeitzeugen und Neulingen einen atemberaubenden Mix aus Live-Konzert, Diskografie-Gestöber und Künstlerporträt.
7. Sundown - Geheimnisse in Acapulco
Trügerische Entspannung in Acapulco: In dieser sonnendurchfluteten Variante von „I’m Thinking of Ending Things“ begleitet man 83 Minuten lang den wortkargen Tim Roth bei seinem selbst-verlängerten Urlaub und familiären Zerwürfnis in Mexico, ehe ein Geheimnis die Handlung auf den Kopf stellt und dessen Rekapitulation zugleich erstaunt und von Tragik geprägt ist. Interessanterweise kann man hier eine Parallele zu „Aftersun“ entdecken.
8. Der Schneeleopard
Faszinierende Tier- und Faunafotografien zeigen eine bislang unberührte Natur in den tibetischen Gebirgen, dessen Schutzmantel aus Schnee, Wind und Kälte besteht. Mit Vorsicht und Leidenschaft gefilmt, arbeitet diese Doku auf einen rührenden Höhepunkt in Form des titelgebenden Raubtiers hin.
9. Red Rocket
Mikey Saber, ein Pornostar im Ruhestand, mutiert in seiner Heimat Texas City zu einem umtriebigen Defacto-Reporter und hinterlässt bei seiner Reise durch eine limitierte Arbeiterschicht nichts als verbrannte Erde wegen seines toxischen Verhaltens. Im rauschhaften Schnitt werden zwei entgegengesetzte Lebensstile eindrucksvoll porträtiert.
10. C'mon, C'mon
Der positive Gegenentwurf zu „The Lost Daughter“ strebt mit ruhigen Schwarzweiß-Bildern eine Dialogebene zwischen jung und alt an und zeigt unterdessen die Schwierigkeiten der Mutterschaft mit tollen Darbietungen von Joaquin Phoenix und Woody Norman.
Nennenswerte Erwähnungen: Prey, Corsage, She Said, Die innere Glut, The Northman
DIE 5 ENTTÄUSCHENDSTEN FILME 2022:
1. Moonfall
„Wenn der Mond in mein Ghetto kracht“ – Massiv(e Enttäuschung)
2. Black Adam
"It doesn't matter what The Rock is cooking!"
3. The Invitation - Bis dass der Tod uns scheidet
Rote Flaggen en masse.
4. 365 Days - Noch ein Tag
"La-la-la, lovesick."
5. Terrifier 2
Viel zu lang und das Schneckenerzähltempo dämpft die saftigen Kills und den schnieken Synthwave-Soundtrack.
10 MOST WANTED FILME 2023:
Tár
Barbie
Oppenheimer
John Wick: Kapitel 4
The Whale
Pearl
Elemental
Killers of the Flower Moon
How Do You Live?
Dune: Teil 2
MEIN SERIENJAHR 2022:
Mit dem Fokus auf Kino- und Streamingfilme habe ich das Seriengucken deutlich reduziert. Dennoch: Die Serien, die ich verfolgt habe, sind allemal einen Blick wert. Als persönliches Serienhighlight ist klar die Mystery-Serie „Severance“ auf Apple TV+ zu nennen – wunderbar durchgetaktet mit einer stetigen Zufuhr von neuen Geheimnissen und Enthüllungen und wenn man beim Staffelfinale die kompletten 40 Minuten gespannt vorm Fernseher hockt und mitfiebert, haben Ben Stiller und Apple alles richtig gemacht. Des Weiteren lohnen sich folgende zwei Miniserien: Die HBO-Serie „We Own This City“ mit dem erneut souveränen Jon Bernthal und die umwerfende BBC-Dinosaurier-Doku „Ein Planet vor unserer Zeit“ auf Apple TV+, erzählt von David Attenborough.
Einen Geheimtipp habe ich ebenfalls parat: Die Animations-Miniserie „Oni: Die Geschichte der Donnergöttin“ auf Netflix. Kreiert von Daisuke Tsutsumi, dem ehemaligen Art Director bei Pixar für „Toy Story 3“ und „Die Monster Uni“, thematisieren die vier Episoden in simulierter Stop-Motion die Angst vor dem Fremden als auch das Außenseiterdasein und tauchen dafür in die japanische Mythologie ein. Neben zuckersüßen Charakterdesigns gefällt vor allem die detailverliebte Landschaft rund um den Berg Kamigami und der Konflikt zwischen den ansässigen Naturgeistern (Kami) und den bedrohlichen Oni wird einfach, aber effektiv verdeutlicht. Empfehlenswert für Fans der Studio Ghibli-Filme „Pom Poko“ und „Prinzessin Mononoke“.
BESONDERE ERWÄHNUNGEN:
Der Soundtrack des Jahres: Nope
Der Wow-Moment des Jahres: Die Schockwelle beim Start des Jets Darkstar in „Top Gun: Maverick“
Die meisten Lacher des Jahres: Jackass Forever
FAZIT ZUM FILMJAHR 2022:
Aufregend, aufwühlend, aufheiternd.
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