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Jahresrückblick 2023 - memorylab

siBBe

Von siBBe in Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion 2023

Jahresrückblick 2023 - memorylab Bildnachweis: © A24 | Leonine Studios

MEINE TOP 10 FILME 2023:

1. The Iron Claw
Es mag ungerecht erscheinen, einen Kinostart aus der 51. Kalenderwoche auf die Eins zu setzen. Doch kein anderer Film in der Liste ist in diesem Jahr so nahegegangen wie „The Iron Claw“, ein Biopic über die von Tragik geprägte Geschichte der texanischen Wrestling-Familie Von Erich. Sean Durkin interpretiert den Titel als patriarchalen Klauengriff, nimmt sich das Männerbild vor und arbeitet die fatale Next-man-up-Mentalität in der Jagd nach einem ersehnten Titelgürtel überzeugend heraus. Begleitet zumal von Pech, aber vor allem angetrieben von väterlichem Ansporn, mütterlicher Passivität und geschwisterlichem Zusammenhalt. Zur glaubhaften Vermittlung der Entwicklung der Familie Von Erich trägt ein ausgezeichneter Hauptcast bei. Besonders hervorzuheben sind hier Holt McCallany und Zac Efron – letzterer in seiner bisher besten Rolle.

2. Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins
Die schnellsten zweieinhalb Stunden des Jahres: Ohne Leerlauf berauscht der siebte Teil der Mission: Impossible-Reihe auf der Kinoleinwand, liefert einen ansehnlichen Beitrag zum Thema K.I. und teilt (unfreiwillig) gegen andere Actionfilme aus. Ein besserer Mix aus Wucht, Geschwindigkeit und Humor im Rom-Akt als in „Fast & Furious 10“ (nebenbei ganz ohne Familiengeschwätz), eine viel spannendere Zugsequenz in den Alpen als der fünfte „Indiana Jones“-Film und allgemein ein besserer „Bullet Train“. Die Drehorte werden astrein in Szene gesetzt und wieder wird ein hervorragendes Händchen für Neuzugänge mit Hayley Atwell und Pom Klementieff bewiesen. Der Platzhirsch in Hollywood in puncto Action.

3. Nimona
Verspielt, auflehnend und mitreißend zugleich: Das ist „Nimona“ oder einfach „Metal!“, wie es die titelgebende Hauptfigur bezeichnen würde. Queer, der Status Quo und das Meinungsbild der Gesellschaft werden hier in einem festen Themengeflecht aus Fantasy, Technologie und Systemkritik erfrischend und effektiv behandelt, inklusive einer sehr gelungenen Interpretation von „Der Gigant aus dem All“.

4. Das Blau des Kaftans
Maryam Touzani verbindet in ihrem Regiedebüt Feingefühl mit Intimität, textiles Handwerk mit einer homosexuellen Beziehung, die im Zuge der Anstellung eines neuen Mitarbeiters in der Kaftan-Schneiderei des Paares Halim und Mina entsteht. Die Regisseurin ergründet schlummernde Gefühle, Toleranz und Akzeptanz wunderbar über leichte Bewegungen, bewusst langsames Fortschreiten der Geschichte, Momente der Spannung und natürlich die Arbeit an den Kaftanen. Dahingehend wartet das Finale mit einer herzlichen Geste auf, die zutiefst berührt.

5. Sick of Myself
„Halt Stopp! Jetzt rede ich“, könnte das Motto von Kristoffer Borglis unheimlich unterhaltsamer Satire lauten. Das zentrale Paar Thomas und Signe bietet in ihrer toxischen Beziehung einen selbstzerstörerischen Wettkampf um die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Pseudo-Künstler trifft auf eine, mit Verlaub, mediengeile Version des Elephant Man. Eine sehr amüsante Beobachtung eines gruseligen Opferspektakels mit feinem Body-Horror-Einschlag.

6. Der Junge und der Reiher
Nach „Chihiros Reise ins Zauberland“, sprich 20 Jahren, wieder einen Studio Ghibli-Film im Kino zu erleben, war ein besonderer Moment, bei dem natürlich eine Nostalgie mitschwingt. Aber auch mit seinem zwölften Film beherrscht Hayao Miyazaki diesen verzaubernden Animations- und Erzählstil nach wie vor. Der Meisterregisseur begleitet darin den Trauerprozess des Jungen Mahito, den der Verlust seiner Mutter plagt, und vermischt diese mit einem Abenteuer in einer fantasievollen Welt mit erneut merkwürdig entzückenden Wesen und einem tollen Soundtrack vom langjährigen Partner Joe Hisaishi. Ein prächtiger Film, bei dem Miyazaki sein Werk sampelt und gleichzeitig davon Abschied nimmt – vorerst, versteht sich.

7. Saint Omer
Bei einem Gerichtsprozess in der titelgebenden Stadt im Norden Frankreichs wird die schwarze junge Erwachsene Laurence Coly beschuldigt, ihr 15-monatejunges Kind auf ein Ufer gelegt zu haben und es von den Wellen hinfort spülen zu lassen. Alice Diop zeigt in ihrem bedrückenden Justizdrama „Saint Omer“ die Beweggründe von Laurences Tat und die damit an die Oberfläche tretende, rassistisch geprägte Entmenschlichung gegenüber der Angeklagten, von Zeuge zu Zeuge. Zunächst trocken, doch stets fokussiert aufs Thema, entwickelt sich eine beiderseitige Niederlage der Angeklagten und der Gesellschaft. Zu guter Letzt sei gesagt: Ohren spitzen für das Schlussplädoyer!

8. Return to Seoul
Nah und fern ist die einzige Konstante in dieser spannenden Charakterstudie über die zur Adoption freigegebene Südkoreanerin Freddie, die sich in der Hauptstadt Seoul auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern macht. „Return to Seoul“ zeichnet sich durch das Pendeln in Gegensätzen aus – mit wuchtigen Musik-Ausflügen –, zeigt einen impulsiven Menschen (toll verkörpert von Park Ji-min in ihrer Debütrolle!) ohne festen Halt und ist ein Film der bedrückenden und teils humorigen Misstöne auf kommunikativer und akustischer Ebene, toll abgerundet mit einem treffend gespielten Musikstück am Klavier.

9. Trenque Lauquen - Teil 1 und Teil 2
Immersion durch verästelte Narration: Dieser argentinische Mystery-Zweiteiler geht in mehr als vier Stunden dem Verschwinden der Orchideenforscherin Laura in der titelgebenden Kleinstadt, westlich von Buenos Aires, mittels zweier Männer nach, die ihre ganz eigenen Beweggründe für die Suche nach ihr haben. „Trenque Lauquen“ fasziniert dabei durch die Gestaltung der Geschichte als Kaninchenbau – vom Easter Egg bis zur Emanzipation – und steigert die Neugier beim Zuschauen von einem Informationshappen zum nächsten. Empfehlenswert für Fans von David Lynchs „Blue Velvet“.

10. Rye Lane
Frei von stereotypischen Establishing Shots der englischen Hauptstadt, präsentiert Regiedebütantin Raine Allen-Miller einen abwechslungsreichen, höchst unterhaltsamen Road-Trip im Londoner Süden mit den sympathischen Protagonist:innen Dom und Yas („Yas and Dom“), die jeweils ihre zuvor gescheiterten Beziehungen sowie ihre Gefühlslage schildern. Durch amüsante Nachstellungen sowie einem feinen Soundtrack zwischen Garage und Hip-Hop laden die 82 Minuten Lauflänge zum erneuten Schauen ein.

Nennenswerte Erwähnungen: Holy Spider, John Wick: Kapitel 4, Barbie, They Cloned Tyrone, Der Killer


MEINE (5) ENTTÄUSCHENDSTEN FILME 2023:

1. You People / Quiz Lady
Zweifacher Streaming-Filmschrott: Gag-Trefferquote jeweils bei null Prozent, schreckliche Casts und steife Präsentation. Es ist auch unbegreiflich, wofür eine Rom-Com mit Jonah Hill zehn Stunt-Performer:innen benötigt, wenn schon der finale Kuss mit CGI gelöst wurde.

2. Hypnotic / Spy Kids: Armageddon
Back-to-back-Bockmist von Robert Rodriguez.

3. Oppenheimer
Ein Biopic über den Vater der Atombombe oder den Womanizer aus New York. Bei ersterem wird die Tragweite der fertiggestellten Erfindung überhaupt nicht ersichtlich, zweites ist bloße Trivia und dient wohl nur dazu, um Florence Pughs nackten Oberkörper großflächig auf der IMAX-Leinwand sehen zu können. Überhaupt: Dieses Herumspringen zwischen den Erzählebenen, der aufgeblähte Cast, das Mansplaining über Quantenphysik und die Vorstellung der Sex-Affäre im Anhörungsraum – alles unnötig! Wie auch Ludwig Göranssons musikalischer Beitrag, der durchgängig präsent sein muss und abnervt. Can You Hear The Music? Yeah, it’s way too much, Ludwig! Ein unmenschlicher Film über eine Waffe, die die gesamte Menschheit betrifft.

4. Talk to Me
Unnötiges Social-Media-Spektakel rund um den Kontakt mit einer verstorbenen Person und den Verlust eines engen Menschen, eine generische Handlung, unsympathische Teenanger (bis auf eine Ausnahme), lahme Dialoge und bloße Brutalität enthält dieser australische Horrorstreifen, der unglaublich träge daherkommt.

5. Maestro
Leonard Bernstein? Ist mir auch nach dieser Oscar-Anbiederung kaum ein Begriff.


MEINE 10 MOST WANTED FILME 2024:
Dune: Teil 2
The Zone of Interest

The Beast (La Bête)

Orion and the Dark

Alles steht Kopf 2

Mickey 17

Critical Zone

All of us Strangers
Civil War

Furiosa: A Mad Max Saga


MEIN SERIENJAHR 2023:
Das Serienjahr war wieder überschaubar, dennoch kann ich zwei Serien auf Apple TV+ empfehlen. Die dystopische Mystery-Serie „Silo“ mit Rebecca Ferguson und Tim Robbins zieht mit ihrer dreckigen Untergrund- und vergifteten Außenwelt einen in den Bann und bot ab der zweiten Hälfte jede Woche Nervenkitzel. Als zweites wäre da noch die französisch-japanische Miniserie „Drops of God“. Aus 44 Manga-Bänden eine rundum gelungene Geschichte über ein vertracktes Familienerbe und einen schicken Exkurs in die Welt der Weine zu gestalten und diese über lediglich acht Episoden zu erzählen – Hut ab!


BESONDERE ERWÄHNUNGEN:
Der Soundtrack des Jahres: „Der Junge und der Reiher“ von Joe Hisaishi
Die lustigste Szene des Jahres: Das Gespräch im brasilianischen Restaurant aus „Rye Lane“
Der Wow-Moment des Jahres: Der Song „The Width of a Circle” von Ziggy Stardust and the Spiders from Mars zum 40. Jahrestag des Abschlusskonzerts – im Kino mit 5.1.-Surround-Mix. Einfach Wahnsinn!


FAZIT:

Hochwertige Beiträge waren auch in diesem Jahr wieder auf der Kinoleinwand und im Streaming-Bereich zu sehen, auch wenn hin und wieder das neue hippe Kritik-Etikett „written by ChatGPT“ sich bewahrheitete. Vielmehr muss erwähnt werden, was sich vor der Kinoleinwand ereignet hat! Vermüllte Plätze durch grobes Hantieren mit dem Popcorneimer, Provokationen bis hin zu Schlägereien in Vorstellungen zu Creed III – das alles nur für ein paar Dutzend Sekunden Aufmerksamkeit auf TikTok?! Geht’s noch? Wo sind eigentlich die Manieren geblieben? Das Kino ist kein Ort der Mutproben und Social-Media-Challenges, sondern ein Ort für audiovisuelle Spektakel, Faszination sowie für diskussionsanregende, erheiternde bis bewegende Themen und Geschichten!

Klar reagiert jede Person auf ihre Art und Weise auf Szenen, aber dauerhaftes Kommentieren, Plaudern und Rumkichern an einem öffentlichen (!) Ort gehört sich nicht – selbst neulich erlebt in „Godzilla Minus One“ und in der Vorpremiere von „Der Junge und der Reiher“. Genauso wenig wie blendende Smartphone-Displays im stockdusteren Saal und das Hören von Klingeltönen. Man muss nicht wie ich gleich dem Team Flugzeugmodus beitreten, aber die Teile auf lautlos zu stellen, ist jetzt nicht die Welt. Basics, die ich eigentlich nicht aufzählen brauche, aber mit den Vorkommnissen wieder betont werden müssen.

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