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Inhalt

Die bereits 1934 veröffentlichte Romanvorlage von Agatha Christie handelt von einer Gruppe von Passagieren des Luxuszuges, der von Istanbul nach London unterwegs ist. Zu der Reisegruppe gehören auch der belgische Detektiv Hercule Poirot und eine ermordete Leiche. Der Zug steckt in Schneeverwehungen fest, und so steht für den Meisterdetektiv fest, dass der Mörder noch an Bord sein muss.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mord im Orient Express zählt zu den bekanntesten Romanen der Krimi-Legende Agatha Christie. 1974, zwei Jahre vor ihrem Ableben, inszenierte (Hundstage) die erste Verfilmung. Nun, stolze 43 Jahre später, steht die fünfte Verfilmung an. Die hat mit der ersten vor allem eines gemeinsam: geballte Starpower. Waren es damals Namen wie und , versammeln sich nun , Josh Gad sowie Star Wars-Heldin Daisy Ridley und Penelope Cruz im titelgebenden Zug. Der Ablauf bleibt dabei weitestgehend der selbe: Ein Passagier wurde mit mehreren Messerstichen getötet. Jeder Anwesende im Zug, der durch das Wetter gezwungen ist seine Weiterfahrt zu unterbrechen, könnte der Täter sein, hat ebenso ein Motiv wie aber auch ein Alibi. Der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot (hier dargestellt von Thor-Regisseur Kenneth Branagh, der auch die Inszenierung übernahm) macht sich an die Arbeit, den Mörder zu fassen.

Der neue Mord im Orient Express ist ein durch und durch klassischer Krimi, der wie die meisten Christie-Geschichten das unerschütterliche Whodunit-Prinzip verfolgt. Das geht auch weitestgehend auf, doch leider verschenkt Branagh und sein Drehbuchautor Michael Green (Blade Runner 2049) im dritten Akt viel Potenzial. Viel zu früh lässt Green zu, dass teils entscheidende Indizien ins Rampenlicht gezerrt werden. Wenn es dann endlich zur Überführung kommt, ist der Überraschungseffekt ungefähr so groß wie Nachricht, dass es bei der Deutschen Bahn immer wieder zu Verspätungen kommt.

Wer den Roman oder eine der anderen Verfilmungen bereits kennt, weiß natürlich schon vorm betreten des Kinosaals, welcher Täter am Ende gefasst wird. Aber die Geschichte hat darüber hinaus noch über andere Qualitäten: Sie beinhaltet zum einen den Diskurs über Schuld und Sühne, verfügt mit dem Orient Express über ein so elitäres wie elegantes Setting und versammelt über ein Dutzend durchaus interessante, bzw. spannende Figuren (im Kontext zur Tat). Die werden auch allesamt von talentierten Darstellern gespielt, allerdings zeigt sich hier (mal wieder) Branaghs Liebe zu sich selbst. Der Brite dominiert jede einzelne Szene, alleine mit seinem imitieren Akzent und übergroßen Schnauzbart. Das fabriziert zwar immer mal wieder durchaus amüsante Momente, gleichsam erdrückt Branagh mit seiner Person aber auch alle anderen Charaktere. Nach Ende des Films werden die Figuren wohl alleine durch ihre Bezeichnung (die Gräfin, der Doktor, der Professor usw.) in Erinnerung bleiben, wenn überhaupt.

Das angesprochene Setting ist ebenfalls etwas, dass vom Film in Eigenregie torpediert wird. So gelingt es der Kamera zwar die luxuriöse Enge des Orient Express durchaus gut einzufangen und ein klassisches, visuelles Gefühl für die Geschichte zu entfalten, sobald es Detektiv Poiriot aber nach draußen verschlägt, reißen die sichtlich am Greenscreen entstanden Naturpanoramen das Gesamtbild des Films wieder ein. Dafür wurde wenigstens darauf verzichtet den deplatzierten Pop-Sound der Trailer zu benutzen. Zwar weißt der Score von Komponist Patrick Doyle keine übermäßigen Stärken auf, dennoch passt seine musikalische Untermalung ohne zu aufgesetzt zu wirken.

Aufgesetzt wirkt dafür wie der Film immer wieder versucht das Thema Rassismus zu behandeln. Durchaus eine ehrenwerte Angelegenheit und es gibt weit aus schlimmeres als zu versuchen ein Statement gegen Rassenhass in einen Film zu integrieren. Dennoch verkommt das Ganze, obwohl es durchaus recht sinnvoll in die Handlung integriert ist, zu einer Art Extra-Revue im Film. Es gibt Momente, das hat es den Anschein, dass die Beteiligten Darsteller direkt in die Kamera dem Publikum mitteilen, dass Rassismus scheiße ist. Recht haben sie. Dennoch geht das auf Kosten des Erzählflusses und der Atmosphäre, die mit anderen kleineren und größeren Schwächen (wie die bereit erwähnten Greenscreen-Bilder) es eh nicht einfach hat in dieser Verfilmung des Krimiklassikers.

Der wohl größte Schwachpunkt dieser Verfilmung ist aber schlicht und ergreifend sein inszenatorische Einseitigkeit. Da wo der Film von 1974 auf unterhaltsame Weise zwischen düsterem Thriller, eloquenter Kriminalposse und Ensemble-Stück changierte, folgt Branaghs Adaption stur einer Linie. Branagh brettert mit seinem Orient Express lieber gerade aus durch, egal ob sich dort ein Tunnel befindet oder nicht. Das alles gipfelt dazu in moralinsaurer Theatralik. Ein wenig erhabener Schlusspunkt (inkl. ostentative Reminiszenz an DaVincis „Das Letzte Abendmahl“) in diesem Krimi, der als sehr gemütlicher Zeitvertreib durchaus funktioniert, das Potenzial der Vorlage aber niemals vermag voll auszuschöpfen. Auch wer keine der bisherigen Verfilmungen kennt und auch den Roman von Christie nicht gelesen hat, erwartet hier leider kein wirkliches Highlight.

Fazit

Auch diese Verfilmung der literarischen Vorlage von Krimi-Königin Agatha Christie bietet klassische Wer-ist-der-Täter-Unterhaltung. Durch eine stotternde Atmosphäre, einen arg einseitigen Erzählfluss und ein Drehbuch, dem es irgendwann egal zu sein scheint seine Auflösung effektiv zu verbergen, fährt man als Zuschauer hier leider nur in der zweiten Klasse. Dieser „Mord im Orient Express“ ist insgesamt annehmbar, aber auch total verzichtbar. Wer wissen will, wer der Täter war, der sollte lieber zur Verfilmung von 1974 greifen.

Kritik: Sebastian Groß

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