Leinwandjahr 2023: Die schlechtesten Kinostarts des Jahres
Lass es uns nicht komplizierter machen, als es ist. Das Kinojahr neigt sich dem Ende zu, und neben einigen Top-Filmen haben sich natürlich auch Flops auf unseren Leinwänden gezeigt. Hier ist eine Liste der schlechtesten Filme des Jahres, basierend auf der MB-Wertung. Jeder Film, dessen MB-Wertung in diesem Jahr unter 3,5 lag, wurde berücksichtigt.
Die Relevanz kann und sollte man nicht absprechen, aber als Film betrachtet ist "Der Zeuge" eine Enttäuschung. Wie wenig die Möglichkeiten des Mediums genutzt wurden, ist fast schon verblüffend. Wenn ein Film genauso gut als Hörspiel funktioniert hätte, ist hoffentlich irgendwas schiefgelaufen. Falls es Absicht war: auweia.
[...] Die moralinsaure Mär über die vorgebliche Notwendigkeit ewiggestriger Genügsamkeit wirkt mit ihrer bühnenhaften Starre und dem gezierten Schauspiel wie eine Schlosspark-Theatervorführung für eben jenen Klientel, den die Protagonisten darstellen.
Vollkommen nebensächlich, dass „Trauzeugen“ im Lexikon unter „Prädiktiv“ abgebildet ist. Viel schlimmer als seine Vorhersehbarkeit ist der Mangel an Inszenierungswillen. Der Film wirkt schal, hölzern und entkernt von jedweder Form von Esprit sowie Raffinesse. Warum deutsche Komödien nicht den besten Ruf haben? Zumindest als Antwort auf diese Frage dürfte „Trauzeugen“ ganz hervorragend funktionieren.
[...] Claire Denis macht es vor mit ihrer schwülstig in schlecht gespielte Szenen gesetzten Abenteuer-Affäre über die erotischen Eskapaden einer sich ihres knappen Kleidchens bei jeder Gelegenheit entledigenden Auslandskorrespondentin. Obzwar Masken und Covid-Tests eine Aktualisierung der nichtigen Handlung vorgeben, romantisieren das abfällige Frauenbild, der politische Paternalismus und die normalisierte Xenophobie eben jene ignoranten Ideologien, die den Wettbewerbsjahrgang prägen.
In ihrem ersten Kinospielfilm tun Lisa und Lena Mantler im Grunde das Gleiche, was sie bisher auf Social Media getan haben: Content produzieren. Nur ist Content eben kein Film, erst recht keiner mit glaubhaften Charakteren oder einer Story, die berührt oder unterhält. Die schnöde Sieger-Story strahlt optisch und inszenatorisch die artifizielle Austauschbarkeit und kindische „Coolness“ eines Coca-Cola-Werbespots aus [...]
Ende letzten Jahres machte uns "Der Gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch" noch Hoffnung, dass die kreative Flamme bei Dreamworks Animation immer noch lodert. Nach "Ruby taucht ab" stellt sich nun aber wieder deutliche Ernüchterung ein. Es bleibt zu hoffen, dass die Geschichte der "Teenage Kraken" noch eine Altlast war. Wenn nicht und Dreamworks auch in Zukunft solche faden Produktionen herausbringt, wird auch das letzte bisschen ihres einst guten Rufs bald verbraucht sein.
Die Suche nach einem freien Parkplatz ist spannender und mitreißender als dieses tumbe Remake, in dem Liam Neeson im Grunde die perfekte Besetzung ist, denn er agiert passenderweise auf Autopilot.
[...] die reaktionären Wertmaßstäbe der faden Vorführung auf dem Niveau einer Vorabend-Seifenoper ist schlicht ärgerlich. Setting und Konstellation sind eindeutig abgeguckt von weit besseren Stücken, deren Biss in der schwunglosen Inszenierung Biederkeit und Borniertheit ersetzen. Das Schauspiel ist kraftlos, die Figuren sind fake und der Humor bleibt peinlich pennälerhaft. Ein filmischer Abturner.
[...] Jeremy Zags Film zum gleichnamigen Animations-Franchise könnte als Parodie generischer Kommerz-Kinderfilme durchgehen, wäre die Abwesenheit jeglicher Kreativität hier nicht genauso Teil des Konzepts wie die konservative Ideologie. Die abgeschmackte Verklärung von Paris zur konfliktbefreiten Elite-Enklave scheint angesichts der aktuellen politischen Lage nicht nur zynisch, sondern methodisch.
Es ist kaum zu glauben, aber sie haben es geschafft, den Jason Statham vs. Urzeithai-Film ein weiteres Mal langweilig zu machen. Der blutleere, trocken vorgetragene und absolut schnarchige „Meg 2: Die Tiefe“ degradiert seine monstermäßigen Hauptattraktionen erneut zu absoluten Randfiguren, fokussiert lieber lahme, menschliche Protagonisten in einer lahmen Geschichte und stellt sich mit Blick auf die Trailer sogar als waschechte PR-Mogelpackung heraus [...]
32 Jahre nach "Manta, Manta" bietet Teil Zwo eine Fortsetzung, die bei der Laufzeit den Tank bis zum Rand voll macht, dafür Lokalkolorit, Charme und Witz zu fossilen Brennstoffen erklärt und weitestgehend erfolgreich versucht diese Qualitäten so gut es geht zu vermeiden.
[...] Statt des suggerierten gesellschaftlichen Zündstoffs bietet die ungelenke Buchverfilmung bloß schäbige Effekte und eine generische Story. Die ist weder unterhaltsam noch rebellisch oder gar relevant. Alles an dem pseudo-politischen B-Movie ist unglaubwürdig: die eindimensionalen Charaktere, die krude Handlung und am meisten die ethischen Ambitionen. Das Desinteresse gegenüber der ökologischen und sozialen Realität, das bereits die Genesis der Vorlage verrät, ist hier unübersehbar.
[...] der selbsterklärte „Mädchenfilm“ mit dem dramatischen Anspruch einer Bravo Foto-Love-Story entpuppt sich als bizarres Gegenextrem zu Sexualität verteufelnden Moralmärchen. Die in der sorglosen Oberschicht angesiedelte Handlung predig Sex als zwingende Voraussetzung gesunder Entwicklung. Wer von den Klischeecharakteren nicht ständig vögelt, ist gewalttätig, depri, destruktiv und wird kriminell [...]
Das Weihnachtskomödien-Genre bedient sich gerne bekannter Muster, aber "Fast Perfekte Weihnachten" verpasst die Chance, diese auf erfrischende Weise neu zu interpretieren. Die Umsetzung bleibt flach und uninspiriert, während das Potenzial für intakten Humor ungenutzt verpufft. Ein verpasstes Festtagsvergnügen.
"Black Friday for Future" versäumt es, die Ernsthaftigkeit seiner Figuren und Themen zu respektieren, und verliert sich in inkonsistenten Botschaften sowie schlapper Komik. Blass und enttäuschend.
Seine Liste nach maximal billigem Blaupausen-Prinzip konstruierter B-Movies erweitert Gabriel Bologna um ein ungelenkes Duett von Theolatrie und Tanzfilm. Was ernst gemeint ist und was Teil des hölzernen Humors, lässt das ungelenke Schauspiel oft im Unklaren. Geistreiche Glaubenssätze finden sich darin genauso wenig wie stimmige Choreografien. [...]
Stand Robert Rodriguez unter der Gedankenkontrolle und hielt sich vorübergehend für Christopher Nolan? Sein verworrener Mystery-Thriller beweist jedenfalls, dass er dazu noch üben muss. Ben Afflecks Job in der sich alle paar Minuten selbst dekonstruierenden Chose ist hauptsächlich, verwirrt zu gucken, während Alice Braga die Hintergrunddetails erklären muss, die der Plot nicht elegant visuell erzählt kriegt. Die enttäuschend billig wirkenden Special Effects erinnern an eine Rummelplatz-Attraktion. Das Ganze löscht man besser schnellstens aus dem Kopf.
Das Filmjahr 2023 war gut zu Actionfans, aber mit „Freelance“ gibt es nun, neben "Expendables 4", den zweiten krassen Flop. Was der einstige Genre-Experte Pierre Morel hier abliefert, ist lustloses, starres und immens unterwältigendes Action-Kino, das seine Geringwertigkeit mit lascher Komik und einer maroden Dynamik zwischen John Cena und Alison Brie unterstreicht.
Nach der Sichtung von "Doggy Style" fühlt man sich unangenehm berührt. Das liegt vor allem an dem Credo "Je gröber, desto besser", mit dem der Film lediglich seine Prüderie unter Beweis stellt. Die meisten Gags sind dabei keine Gags. Der Charakterzeichnung gelingt es nicht, uns emotional auf die eh schon abstruse Reise mitzunehmen.
Das Lustigste an "Im Reich der Mitte" ist, dass er trotz der diversen Versuche moderne Themen und Anspielungen unterzubringen, noch antiquierter wirkt, als die ersten Animationsfilme des Galliers. Die sind aber wenigstens auch heutzutage noch charmant und amüsant. Der fünfte Realfilm ist hingegen, genau wie seine Vorgänger, nur wieder eine ziemliche Verschwendung von Ressourcen, Talent und Zeit.
Viel Lärm um absolut gar nichts. Gnadenpunkte für das dreiste Vorhaben und die zumindest ansatzweise erkennbaren Bemühungen, das Resultat ist trotzdem mehr als dürftig. Selbst mit wenig Geld hätte man hier durch frische Ideen und ein cleveres Spiel mit der Vorlage bestimmt Einiges herausholen können. Unterm Strich ist das nicht mehr als beliebiger, schäbiger Backwood-Blödsinn, dem nur eine geile Prämisse aufgestülpt wird wie den Darstellern die lächerlichen Masken.
[...] Masken, Effekte und im Ansatz auch die Musik müssen ausdrücklich gelobt werden, der Rest ist leider hundsmiserabel. Wer richtig Bock auf rohe, drastische Gewaltexzesse und Geschmacklosigkeiten hat, der könnte aber mit „Man-Eater – Der Menschenfresser ist zurück“ trotzdem eine gute Zeit haben, denn davon wird reichlich aufgetischt. Wer exklusiv damit nicht glücklich zu machen ist, findet leider rein gar nichts, was das Ansehen auch nur im Entferntesten rechtfertigt. Immerhin: besser als das Original/der Vorgänger ist er. Der kann und konnte nämlich nie irgendwas.
Nach Jahren im Giftschrank hatte nun doch jemand Erbarmen, Geldsorgen, nicht mehr alle Latten am Zaun oder eine sehr merkwürdige Art von Humor und bringt uns doch noch in den Genuss der längst noch nicht auserzählten Geschichte, die selbst ihr ursprünglicher Schöpfer seit 46 Jahren nicht mal mehr mit der Kneifzange anfasst. Wenn man immer das Gleiche macht und trotzdem ein anderes Resultat erwartet, ist es dann nicht nach Definition Wahnsinn? Selten war das zutreffender als hier.